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Argentinien-3 (La cuarantena)

#Covid-19: Mendoza – El Salto – Mendoza

Es ist der 10. März 2020, unser 2. Tag in Mendoza.
Die Sonne scheint, wir sind voller Tatendrang, denn wir wollen unseren Camper ja so schnell wie möglich verkaufsfertig herrichten, verscherbeln um mit unseren Rädern weiter zu reisen. Also stehen wir ausnahmsweise früh auf, um diverse Dinge zu erledigen. Als wir die Tür öffnen, liegt direkt vor unserer Granduca eine Plastiktüte auf dem Boden, die irgendeine rote Pampe enthält. Bei näherer Betrachtung und auf Nachfrage erfahren wir, dass die Beutel aus Flugzeugen abgeworfen werden und der Bekämpfung der Fruchtfliegenart “mosca mediterránea” dienen. Aha.

Nach dem Frühstück lässt es sich unser Gastgeber Marcelo nicht nehmen, uns persönlich zum Ölwechselservice zu lotsen, um mit dem Chef einen guten “argentinischen” Preis (3.850 Pesos) auszuhandeln, vielen Dank! So sieht die Buckelpiste aus, die direkt an sein Grundstück grenzt, wo wir inmitten einer Art “Knoblauchsland”, ca. 10 km östlich des Stadtzentrums von Mendoza wohnen. Da “unsere” Straße direkt auf der Bezirksgrenze zwischen Maipu und Guaymallén liegt, wird sie seit Jahren nicht geteert, weil die Bezirke sich nicht über die Kosten einigen können oder wollen. Die jeweilige Müllabfuhr leert auch tatsächlich nur “ihre” Straßenseite.

Die nächsten Tage vergehen wie im Flug: Marcelos Bruder Federico erledigt noch ein paar kleinere Reparaturen am Auto, wir treffen uns mit einigen Kaufinteressenten und holen unsere Räder bei Andrés ab. Mit ihm verabreden wir noch einen Ausflug samt seinen Kindern in unserer Granduca für das kommende Wochenende, welches wir ihm ja für die Aufbewahrung unserer Velos versprochen hatten. Inzwischen wird auch hier in Argentinien das Thema Covid-19 immer brisanter und wir rechnen täglich mit Eindämmungsmaßnahmen.
Während uns Meldungen von “Klopapier-Engpässen” und “Nudel-Kahlschlag” in deutschen Supermärkten zugegebenermaßen auch in eine leichte “Versäumnis-Panik” versetzen, gehen es die Argentinier glücklicherweise weitaus gelassener an.

Die Regale sind voll,

nur Handdesinfektionsmittel bekommen wir nicht. Ein großes Stück Kernseife tut es hoffentlich wohl auch.

Wir machen unseren Großeinkauf, weil wir uns nach dem Wochenendausflug mit Andrés in eine selbstgewählte Isolation begeben und abwarten wollen, wie sich das Infektionsgeschehen hier in Argentinien entwickeln wird. Gemeinsam fahren wir die 60 km in das Andendörfchen El Salto,

wo wir im Wochenendhäuschen von Andrés’ Onkel residieren.

El Salto (1.800msnm)

Vom “Cristo del Salto” …

… kann man sogar den Stausee Potrerillos im Hintergrund sehen.

Hier nochmals vom Hausberg.

Ziemlich kalt, Schwimmen ist verboten.

Am Wochenende wimmelt es hier nur so von Wind- und Kitesurfern.

Der Wasserpegel ist dieses Jahr wohl ungewöhnlich niedrig.

Natürlich gibt es wieder ein leckeres “Parilla”.

Zurück in Mendoza fragen wir Marcelo, ob wir ein paar Tage auf seinem Gelände stehen bleiben könnten, bis wir wissen, wie sich die Covid-19 Geschichte weiter entwickelt – klar können wir! Muchas gracias amigo!

Am Freitag, den 20. März beginnt die offizielle Quarantäne in Argentinien, die Zahl der Infizierten (248) ist recht gering. Vor Deutschland! Echt gut, wie wir finden! Ab jetzt ist es aus mit dem Reisen und wir sind froh, dass wir den Verkauf unserer Granduca erst einmal ausgesetzt haben! Die nationale Ausgangssperre gilt für alle, “… sie darf nur aus wichtigem Grund (Arbeit, Einkäufe, Arzt- oder Apothekenbesuch) unterbrochen werden. Bewegungen außerhalb der unmittelbaren Wohnumgebung sind nur mit einer Ausnahmegenehmigung erlaubt. (…) Bei Verstößen ist mit Geldstrafen bis hin zu einer Freiheitsstrafe zu rechnen …”(vgl. Info auswärtiges Amt). Der internationale Flugverkehr wird ausgesetzt. Alle Grenzen werden geschlossen.

Dummerweise erfahren wir das genau einen Tag zu spät. Von nun an können wir nur noch in den zwei ca. 800 Meter entfernten Dorflädchen einkaufen. Mmh, auch wir haben also ein Vorsor-Gen! Aber eigentlich bekommen wir dort alles, was wir benötigen: Brot, Butter, Marmelade, Eier, Mehl, Milch, Wurst und Käse, Getränke und in eingeschränktem Maße frisches Obst und Gemüse. Passt scho! Eigentlich sind diese Tante-Emma-Lädchen ganz praktisch und auch nicht wesentlich teurer als anderswo. Ein netter Plausch ist immer inklusive. Sie nehmen sich hier Zeit für ihre Kunden. Für die Auswärtigen sowieso, die Argentinier sind neugierig interessiert. Angenehm. Den Michel begrüßt die ältere Inhaberin immer mit “jovencito” (Jugendlicher), was ihm natürlich runtergeht wie nix.

Unser großes Glück ist mal wieder unser Marcelo, er arbeitet nämlich als Getränkelieferant und besitzt so eine Ausnahmegenehmigung … excelente!

Derweil sind unsere Womo-Freunde aus der Frankenfraktion Irene & Ed in General Coneza (Atlantik, Argentinien) gestrandet und Ria & Rob in Chile bei einem Freund auf einer Farm. Wir lesen von vielen weiteren Overlandern und Radreisenden, die irgendwo festsitzen hier im Land. Auch die innerargentinischen Provinzgrenzen sind inzwischen dicht.

Nach fünf ereignislosen Tagen des Nichtstuns sind wir unseres Handys überdrüssig, die Augen tränen und still sitzen können wir schon längst nicht mehr! Folglich suchen wir uns neue Betätigungsfelder – und starten in eine projektorientierte “Berufstätigkeit”.

Zuerst kehren wir Marcelos galpón (Schuppen), später noch den seiner Mama Piru.

Im Verlauf der nächsten Tage entfernen wir die ca. 30 cm hohe Restfassade eines ehemaligen Hühnerstalls und legen damit den Grundstein für einen neue Durchfahrt auf das Gelände. Eigentlich hatten wir ja vor, uns dort einen Badmintonplatz zu bauen, aber leider haben wir ihn nie realisiert.

Langsam richten wir uns  immer “besser & bequemer” in der Quarantäne ein – Piru kennt z.B. einen Gemüsehändler, der uns auf WhatsApp-Bestellung Gemüse in Top-Qualität anliefert. Wir knüpfen auch eine neue Aufstrich-Connection:  Pirus Schwester Dita hat einen großen Garten und stellt die leckersten Marmeladen her – Lieferung direkt an die Granduca!

Ab und an schenkt uns Piru einen Laib ihres selbstgebacken, leckeren Weißbrots mit Mohnsamen. Hier v.l. oben im Uhrzeigersinn mit Alcajota/ Feigenblattkürbis, mit Frutilla/Erdbeer, mit Membrillo/festes Quittengelee und mit handelsüblicher Dulce de Leche … mmmh, einfach nur lecker!

Wir lernen nun die argentinischen Tages- und Wochenabläufe “unserer Familia” kennen und leben parallel dazu unsere deutschen Gewohnheiten weiter: Frühstück, Kaffeetrinken, Abendessen. Die Argentinier hingegen essen sowohl warm zu Mittag (almuerzo), als auch spät abends (ab 21:30 Uhr ) ihr “cena”. Irgendwann setzt sich die interkulturelle Abendessenszeit ab 20:30 Uhr durch, wenn wir uns gegenseitig bekochen. So ungefähr oder “un radito más tarde”.
Sonntags, so erscheint es uns wenigstens, grillt ganz Argentinien ein “parilla”, meist die gesamte Familie.
Üblicherweise zieht sich Marcelo nach dem Mittagessen/Sonntagsbarbecue zurück, um einer weitverbreiteten Gewohnheit zu frönen, dem Nachmittagsschläfchen. ” Duermen la siesta tambien?” hat er uns mal gefragt, ob wir uns auch hinlegen würden?

Claudia entwickelt neue Skills, denn nicht immer haben die Dorflädchen offen, wenn wir Brot brauchen. Aufgebackenes Weißbrot vom Vortag schmeckt ziemlich langweilig und ist recht zäh!

Leider besitzen wir keine Omniabackform, mit der man so schön Brot backen könnte auf dem Gasherd. In vielen Läden haben wir sie bisher vergeblich gesucht. Claudia bringt vorerst nur ein halbwegs leckeres Pfannenbrot zustande.

Naja, nicht wirklich eine Verbesserung. Glücklicherweise ist es irgendwann soweit und Alejandra (Marcelos älteste Schwester) kann uns endlich das heiß ersehnte Roggenmehl (gibt es nur in Bioläden) samt Kürbis- und Sonnenblumenkernen besorgen! Zum ersten Mal seit Reisebeginn – also seit knapp 3 Jahren – kann Claudia endlich mal deutsches Brot backen! Yippie!

Bereits nach fünf Tagen verlängerte die argentinische Regierung die Ausgangssperre bis Mitte April. Die Tage plätschern so dahin, wir daddeln viel, lernen täglich ein bisschen Spanisch per Podcast und nerven hier alle mit unserer Frage, ob wir bei irgend etwas behilflich sein könnten, oder ob es sonst etwas zu tun gäbe.

Zwei Wochen nach Beginn der Quarantäne setzt Marcelo dann eine neue Geschäftsidee um, er beginnt mit dem Bau und Verkauf von Fahrrad-Rollentrainern. Seit Beginn der Ausgangssperre fallen sowohl seine Getränkelieferungen als auch seine Radtrainingsgruppen als Einnahmequelle aus, weil auch jegliche öffentliche sportliche Betätigung untersagt ist.

Wir sind hocherfreut, als er uns um Hilfe bittet und steigen gleich voll in die Produktion seiner “rodillos” mit ein.

Vorgeschnittene Abflussrohre werden gereinigt …

… und der schwarze Aufdruck wird abgeschliffen.

Danach werden Kappen eingesetzt, die später das Kugellager halten.

Marcelos Werkstatt

Michel flext Gewindestangen zurecht, die als Achsen dienen.

Die Endmontage erfolgt anfangs nur mit dem “jefe” höchstpersönlich.

Michels Werbefotos werden online gestellt.

Wir produzieren auch Rollentrainer mit Vorderradhalterung.

Für seine Trainingsgruppen hat unser Lebenskünstler ein eigenes Trikot entworfen und Michel veranstaltet ein Fotoshooting mit seinen Nichten Lucia und Victoria (v.l.).

Der alte Balancekünstler hat den Dreh schnell raus!

Claudia schafft das nicht! Kalorienreduktion ohne Gegenwind ist sowas von heiß und voll langweilig, wir geben das schnell auf.

Der April schleicht so dahin. Auch wir entdecken die Konferenz-App “Zoom” und Michel kann endlich mal wieder per Bildschirm an seinem geliebten Herrenabend teilnehmen – virtuelle Treffen sind der neueste Hit. Am Ostersonntag gibt es natürlich ein großes Parilla, Mitte April wird die Quarantäne bis Anfang Mai verlängert und eine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit eingeführt.

Piru näht auch uns netterweise 2 Masken. Sie nennen sie hier ” barbija” oder “tapaboca” (Munddeckel). Stylisch, oder?

Am 53.Tag im Garten von Marcelo feiern wir die Vollendung unseres 3.Weltreisejahres und Claudia wird “cinquenta”! Wir haben die ganze Familie zum “parilla” eingeladen, auch in Argentinien feiern sie den “Día del Trabajo”.

Michel hat einen Kuchen gebacken und die Feier beginnt mit einem Ständchen der Anwesenden.

Parilla

Grillmeister Marcelo

“nuestra familia” (v.l. Ariel, Alejandra, Isabella, Marcelo, Lucia, Piru, Victoria, Gustavo, Franco, Laura und Fiorella)

deutscher Apfelstreusel & argentinisches Tiramisu

 Nachdem wir uns den Bauch vollgeschlagen haben, veranstalten wir eine kleines “metegol” – Turnier!

Verbissen wird um jedes Tor gekämpft.

Die Jugend tanzt sich zum Erfolg.

Marcelo & Mama Piru mit Enkelin Fiorella

Verlierer*innen müssen unten durch.

Oje, Piru kann das ja viel schneller!

Auch der Altmeister muss mal krabbeln!

Ein schönes Fest- muchas, muchas gracias querida familia!

Wir dürfen nicht nur netterweise das Außenbad im Hinterhof benutzen, sondern auch Pirus Waschmaschine, ihr Tiefkühlfach und alle paar Tage ihren Ofen zum Brot backen. Irgendwie ist ihre Küche auch unsere geworden und oft bekochen wir uns gegenseitig und sitzen viele Abende lachend zusammen und tauschen uns aus. Hier eine kleine Fotoauswahl der Speisen:

lecker Tacos von Marcelos  Freundin Laura

“carne ala olla” von Marcelo (Fleischeintopf)

hausgemachte Cannelloni von Piru

Käsekuchen von Michel

Frikadellen

Cordon Bleu 

Kürbissuppe

Einladung zu Pizza & Empanadas bei Laura & Gustavo

Marcelos Freundin Laura zeigt Claudia, wie man Empanadas macht.

Teigplatten befüllen

Verschlusstechnik

Empanadas werden frittiert oder im Ofen gebacken. Wir mögen sie am liebsten mit scharfem Tomatensalsa zum Eintunken.

Aus einem Abflussrohr haben wir uns einen genialen Spätzlehobel gebaut,

er funktioniert astrein!

An dieser Stelle senden wir ganz spätz*ielle Grüße an Christine, Sigi, Christiane und unseren Doc Thomas!

Frische Bandnudeln von Piru …

… gibt’s in Hülle und Fülle …

beim nächsten Familientreffen – ricissimo!

“los nietos”: Angel, Isabella, (Alejandra) und Luciana (v.l.)

Enkelgeneration II : Victoria, Isabella, Lucia und Franco (v.l.)

Zum “Día del Amigo” wagt sich Michel an einen Apfelstrudel, weil Marcelo sich irgendwann mal einen gewünscht hatte.

Mal sehen, ob er auch gelingt!

Marcelo schmeckt es sichtlich,

y Michel está muy feliz!

Piru belohnt Michels Arbeitseinsätze (Elektrik, Zaunreparatur, Fenstergitter streichen o.ä.) gerne mit seinem Lieblingsessen “carne ala masa”,

Fleisch im Brotteig.

So, jetzt kennt ihr also schon unsere “argentinische Familia” und unser tägliches Brot, fehlen eigentlich nur noch unsere vierbeinigen Freunde, die mit auf dem riesigen Grundstück leben.

Fix & Foxi aus dem 3. Wurf von Mama Coci, daneben der 11-jährige “pastor aleman” Fox (v.r.)

Wir bringen Fix und Foxi (v.r.) einige Kommandos bei, sie lernen schnell und wir schließen die beiden in unser Herz. Quasi einen Hund für jeden von uns, Fix für Claudia und Foxi für Michel. Haha!

Um uns herum wird es derweil Winter in Mendoza und die Temperaturen sinken während dieser Monate (Juni – August) zwar nur wenige Male unter den Gefrierpunkt, aber alle Argentinier um uns herum frieren und schüren mächtig ein.

Fix und Foxi bekommen von Sol sogar Kittelchen (v.l.).

Keine Fellnase darf hier jemals ein Haus betreten, selbst bei Eiseskälte müssen alle draußen schlafen. Nur unsere zwei Schatzis dürfen sich abends bis zum Schlafengehen in der Granduca wärmen. Schnell haben sie ihren Lieblingsplatz vor dem Heizlüfter entdeckt. Echte Argentinos also.

Alle in der “Familia” staunen über uns, denn uns Alemannen macht die Kälte (die sie hier als Kälte empfinden) anscheinend gar nichts aus. “Wir sind das ja von Deutschland gewöhnt”, entgegnen wir immer. Sie frösteln hier schon schnell mal bei 18-20 º Celsius und ziehen sich eine Jacke oder einen dicken Pulli an, während wir in kurzer Hose, Sandalen und T-Shirt durch die Gegend laufen. Mehrmals haben wir schon von verschiedenster Seite das Angebot bekommen, ihre Warmwasserduschen in den Häusern benutzen zu können, da es in unserem Außenbad nur Kaltwasser gibt. Wir lehnen dankend ab, diesbezüglich sind wir inzwischen echt abgehärtet. “Los Alemanes estan muy duros y locos!”, heißt es dann immer.

Die Hundedame Coci ist erneuert trächtig, obwohl Piru das eigentlich verhindern wollte und sie wochenlang in einen Schuppen sperrte. Nun steht sie kurz vor der Niederkunft und die Nächte sind momentan so kalt, dass die Andenkette morgens manchmal sogar schneebedeckt ist. Ob die Kleinen wohl eine “Außengeburt” in der Nacht überleben werden, fragen wir Piru, die lächelnd antwortet, na klar, hat sie doch schon einmal gehabt!

Auweh – Hunde zählen hier nicht viel, sie sind hauptsächlich da, um vor Eindringlingen auf dem Grundstück zu warnen. Heißt: die Hunde kläffen den lieben langen Tag, jedes Objekt, welches das Grundstück passiert, wird lautstark dokumentiert. Die Müllabfuhr hassen sie besonders, sie wird auf das Allerschärfste verbellt und sogar noch einige Meter weit gejagt! Ein irres Getöse!

Leider sind alle Hunde auch wie die Staubsauger und fressen sich bei jeder Gelegenheit den Bauch randvoll. Parilla-Sonntage bedeuten Knochenreste, ein Fressfest für die Vierbeiner. Deshalb wundern wir uns nicht besonders, als Fix und Foxi eines Sonntagabends etwas lethargisch sind, was sich bei der kleinen Fressmaschine Foxi noch bis Montagabend hinzieht. Dienstag frisst er dann wieder normal, aber ab Mittwoch geht es ihm wieder sehr schlecht, er isst und trinkt nichts. Leider merken wir erst viel zu spät, das ein Tierarztbesuch finanziell und zeitlich nicht gewollt ist. Als wir signalisieren, für eine Tierarztvisite aufzukommen, ist es leider schon zu spät, eine Stunde nach Ankunft des Arztes fließt Blut aus Foxis Hinterteil. Man bringt ihn auf unser Flehen dann doch zum Tierarzt, aber er verstirbt über Nacht. Ja, es gäbe hier diesen gefährlichen Parvo-Virus und wenn er junge, nicht geimpfte Hunde erwische, dann könne man sowieso nichts mehr machen.
Wir trauern um Foxi, er war ein toller und intelligenter Hund.

Tags darauf geht es Fix plötzlich genauso schlecht, er isst und trinkt nicht, liegt nur apathisch herum! Wir machen uns ernsthaft Sorgen, wollen nicht, dass er auch noch so krepiert. Unglücklicherweise ist Sonntag und dummerweise am Montag auch noch Feiertag – alles spricht gegen Fix. Wir sind die einzigen, die das kümmert, die Besitzer sind auswärts zu einem Parilla eingeladen, lassen den Hund alleine bei uns. “Naja, Fix trauere halt um seinen Bruder.” Aber wenn es am Dienstag nicht besser sei, würden sie mit Fix zum Tierarzt fahren. Wir machen uns im Internet schlau und beschließen, dem Hund mit einer Spritze, die uns der Tierarzt eigentlich für Foxi dagelassen hatte, 5 ml Wasser pro Stunde zwangsweise einzuflößen, damit er nicht dehydriert. Eine blöde Tortur für Mensch und Tier, vor allem als wir lesen, dass er eigentlich viel mehr Wasser benötigen würde, also “zwangsbewässern” wir ihn im Halbstundentakt. So schaffen wir es, Fix von Sonntag an am Leben zu erhalten, aber er wird immer schwächer. Wir sehnen den Dienstagmorgen herbei, aber nach dem versprochenen Tierarztbesuch sieht es ganz und gar nicht aus. Also satteln wir schnell unsere Granduca, um Fix selbst zum Tierarzt zu bringen. Leider kommen wir genau 5 Minuten nach 13:00 Uhr zu der Praxis, dessen Tierärztin uns Marcelo empfohlen hatte. Fiesta! So ein Mist!

Wir sitzen also bei totaler Mittagshitze mit einen dehydrierten Hund in einem Vorort von Mendoza – ohne Wifi – und sollen bis um 16:00 Uhr zur Praxisöffnung warten? Nee – wir müssen unbedingt eine andere Möglichkeit finden! Auf dem Rückweg sehen wir einen “Veterinario”, vor dessen Haustür 3 Hundehalter samt Lieblingen auf die Behandlung warten. Wir reihen uns mit dem halbtoten Fix, der in einem Pappkarton liegt, in die Warteschlange ein. Wie peinlich! Als wir endlich an die Reihe kommen, wird sich liebevoll um Fix gekümmert: er bekommt zwei Spritzen und eine Tablette, wir sollen ihn weiter hydrieren, auch füttern und morgen wieder vorstellig werden. Es gibt Hoffnung! Kurzum: ein Hundehappyend! Fix hat überlebt, er wohnt jetzt erst einmal bei uns und hat als einziger Hund einen Innenschlafplatz! Eine bittere Pille bleibt: Foxi hätte es genauso schaffen können, wären wir gleich zum Tierarzt.
Liebe Simona, vielen lieben Dank noch einmal für deine tierärztlichen Tipps, du hast uns sehr geholfen!

Dann ist Cocis Nachwuchs da!

5 von 7 chorritos (Welpen) haben die eisnächtliche Geburt überlebt!

Wir holen die Neugeborenen nach ein paar Tagen tagsüber immer auf die Wiese vor die Granduca, füttern sie, passen auf und sammeln regelmäßig die vielen kleinen Kothäufchen ein. Fix gibt einen tollen großen Bruder ab,

er spielt mit den Kleinen, passt auf und erzieht sie gemeinsam mit Mama Coci.

Nicht nur beim Fotoshooting geht es quirlig her, die Welpen sind besser als jedes Fernsehen!

“Los, zurück in unsere Kiste …

… Erster!

Achtung Gegenverkehr!

Komm mir bloß nicht in die Quere!”

Schlussendlich bleiben nur Robin und Gruñon bei Piru und Sol. Als die nächste Impfung von Fix ansteht, nehmen wir die beiden mit. Wir haben beschlossen, dass wir auch ihnen die drei lebenswichtigen Impfungen spendieren.

Einige Tage später liegt Robin leblos in Marcelos Garage. Wir vermuten, dass der alte Schäferhund Fox ihn getötet hat, während der Kleine dort wieder dessen Fressen räubern wollte.

RIP Robin

Wiederum nur ein paar Tage später hört Claudia plötzlich ein ängstliches Jaulen aus dem gefluteten Wassergraben neben unserer Granduca. Gruñon wäre wohl über kurz oder lang darin ersoffen … Glück gehabt!

Hier geht das Leben ganz normal weiter, d.h. die nächste Geburtstagsfeier steht an, natürlich wird gegrillt …

… und selbstverständlich gibt es auch wieder “Fernando” (Fernet mit Cola auf Eis).

Batman alias Angel(ito) wird 5 – mit Mama Sol, Papa Federico, Schwester Lucy und Tante Laura (v.l.).

Angel, mit seiner “abuela” Piru und Schwester Lucy

Alle sollen einmal mit dem Geburtstagskind auf’s Bild,

bevor es dann endlich den leckeren & stylischen Geburtstagskuchen von Alejandra gibt!

So, Zeit wird es – wenden wir uns mal wieder ernsteren Themen zu.
Endlich wird hier die Quarantäne dahin gehend gelockert, dass sportliche Aktivitäten in einem Umkreis von 5 km erlaubt sind! Nach fast 6 radfreien(!) Monaten sind die ersten kleinen Touren zugegeben etwas schmerzhaft im Sitzbereich, aber wir erkunden tapfer zweitäglich unsere Umgebung. Zweitäglich deshalb, weil der Ausgang in Argentinien nach deiner Endnummer im Pass geregelt ist: 1-5 dürfen Mo, Mi, Fr und Sonntagvormittag raus, die restlichen Nummern dann eben Di, Do, Sa und Sonntagnachmittag. Einfach, sinnvoll und effektiv, wie wir finden.

Inzwischen ist es Herbst und die Weingüter liegen brach.

Ab und zu werden wir zu Ausfahrten eingeladen und ausgiebig dabei fotografiert.

“Tubeless” fahren sie hier fast alle, aber uns überzeugt das nicht!

Einmal findet nach einer Radtour ein spontanes Kaffeekränzchen in der Granduca mit Ale, ihrer Freundin Laura, Piru und Marcelo statt (v.l.).

Leider hatte sich Anfang Mai der Hype um Marcelos “Rodillos” gelegt, wir haben seitdem nichts mehr zu tun und sind vorerst arbeitslos. Uns wird es schnell langweilig.
Irgendwie kamen wir mal bei einer Feier darauf, dass die junge Generation gerne besser Englisch sprechen würde, denn die Schule würde nur die “basics” vermitteln. Claudia bietet den Mädels daher fortan Englischunterricht an, der regelmäßig 2-3x wöchentlich stattfindet und eine willkommene Abwechslung im arbeitslosen “Nichts” bietet. Nach etlichen Stunden überraschen Lucia und Victoria (v.l.) …

… ihre “maestra” mit einem kleinen Dankeschön!

Während der Taco-Night …

… wird allerdings nur spanisch geredet! (Victoria, Lucia, Marcelos Schwester Laura und Gustavo v.r.)

Wieder ein “cumpleaños” : Lucia wird 16, es gibt ein weiteres Familientreffen!

Geburtstagskind Lucia mit ihrer Cousine Ornella (Marcelos Tochter)

Nach dem Essen spielen wir so eine Art “17 + 4”, hier heißt das Spiel jedoch “siete y medio” (7 und 1/2).

Ariel macht die “Bank”, gegen ihn spielen alle …

wenn man die Karten doch nur beeinflussen könnte!

Oje, Claudia muss mal wieder dringend zum Friseur!

Michel erledigt das ganz fabelhaft!

Nach 70 Tagen “cuarantena” geben wir dem Fränkischen Tag unser zweites Interview, eine schöne Abwechslung in unserem Alltagstrott.

Am Vatertag kommt die Familie natürlich zusammen. Wir nutzen die Gelegenheit und feiern …

… unseren inzwischen 100. Camper-Tag in Marcelos Garten nach! Alejandra hat uns sogar extra einen ihrer leckeren Kuchen gebacken! Muchas gracias a todos!

Es gibt “lechón” (Spanferkel) …

… und Tonnen von leckerem Kuchen hinterher!

Dann wird Victoria “quince” – eigentlich ein sehr besonderes Fest im Leben einer argentinischen Teenagerin, denn normalerweise wird zu diesem Geburtstag ein “Salon de Fiestas” angemietet und locker und leicht mit Hunderten von Gästen gefüllt. Fällt dieses Jahr aber der Corona-Pandemie zum Opfer.

Laura, Victoria, Luciana und Gustavo

Es gibt weitere Kollateralschäden: wegen der Corona-Lage in Argentinien können wir gar nicht ausreisen. Somit fällt unser seit langem geplanter Deutschlandbesuch ins Wasser. Dort hätten wir den 80.Geburtstag von Claudias Papa aber auch gar nicht gebührend feiern können. Wird nachgeholt. Irgendwann. Versprochen.

Dann feiert Michel seinen Geburtstag, die liebe Alejandra hat ihm einen leckeren Käsekuchen gebacken, muuuuy rico, muchas gracias!

Unser Marcelo gibt einmal mehr den Grillmeister (Edward mit den Scherenhänden)

es gibt etwas Neues zu Probieren, “Matambre ala Pizza” (gegrilltes Fleisch mit Tomatensauce, Schinken und Mozzarella), lecker!

Einer der wenigen Ausflugsversuche,

um unseren Sportlerstatus wieder herzustellen,

scheitert nach knapp 30 Kilometern an der Finca „Serrera”,

die u.a. auch leckeren Ziegenkäse produziert!

Auch der zweite Radausflug …

… mit Marcelos Radtruppe …

… endet nach wiederum knapp 30 Trailkilometern,

nach einer Sichtung echter Gauchos …

… an der dritten Lagune “El Viboron” mit Blick auf die Andenkette…

… bei einem Zicklein.

Fortan müssen wir auf allen Fotos unseren “panza” einziehen!

Doch die “Familia” kennt keine Gnade! Alejandra hat Geburtstag …

… und verwöhnt uns u.a. mit einer weiteren, selbstgemachten argentinischen Spezialität, den “Alfajores” (zwei oder mehr durch eine Füllung miteinander verbundene Kekse).

Eine Diät ist uns nicht vergönnt, kurz darauf wird unser Marcelo 49 Jahre alt!

Geburtstagskind Marcelo, Mama Piru, Neffe Franco und Schwester Alejandra (v.r.)

Er hat Freunde und Familie in einen Biergarten eingeladen, für den alle Gäste eine “tarjeta” kaufen müssen. Statt eines Geschenks kauft man sich als Gast ein Ticket für den Geburtstag, und erhält in unserem Fall dafür ein Gratisgetränk und einen Grillteller samt Nachtisch. Außerdem heizt uns nach dem Essen ab ca. 23:30 Uhr ein engagierter Moderator ziemlich ein. Wir verstehen zwar kaum etwas, aber er kommt sehr gut an.

Bereits zwei Tage später sitzen wir wieder alle zusammen, denn Marcelos Nichte Lucy wird 8!

Am 21.12.20 leisten wir einen nicht unerheblichen Beitrag zur Klimaerwärmung, als wir bei 35°C fünf (!) Stunden lang deutsche Weihnachtsplätzchen backen.

Unsere vorweihnachtliche Tradition ist hier völlig unbekannt. Alle 16 Familienmitglieder freuen sich sehr über ihren Plätzchenteller!

Doch irgendwie macht sich bei uns überhaupt gar keine weihnachtliche Stimmung breit, es liegt wohl am Sonnenschein und der täglichen Hitze. Einzig nachts, wenn die Temperaturen unter 30°C fallen, vermittelt uns Pirus blinkende Lichterkette ein wenig europäisch vertrautes Wintergefühl.

Wie dem auch sei, noch ganze drei Mal Schlafen und schon ist Heiligabend (Nochebuena). Tagsüber ist alles wie immer, alle arbeiten irgendwas oder putzen die Bude. Claudia backt Brot. Als Festmahl gibt es mit Schinken und Käse gefülltes Hühnchen mit allerlei Salaten und Obstsalat als Nachtisch.

Kurz vor Mitternacht werden wie an Silvester die Sekunden heruntergezählt und erst dann wünschen sich alle “Feliz Navidad”! Die Kinder bekommen ein(!) Geschenk. Ein Geschenk, sehr verehrte Damen und Herren, liebe Eltern! Und sie freuen sich darüber wie verrückt.
Bis um 3:00 Uhr wird gelacht, getrunken und Salsa bzw. Cumbia getanzt – wer’s mit vollem Magen noch – oder überhaupt kann …

Gnadenlos folgt der 25.12., bereits mittags sind wir wieder netterweise mit bei Ale eingeladen, natürlich zu einem weiteren Festmahl.

Heute gibt es “lechón” (Schwein). Mit vielen Salaten. Und den Rest vom gestrigen Obstsalat. Dann Kaffee & Kuchen. Später “Migas”, mit Schinken und Käse belegte, dünne Sandwiches. Wir könnten ja verhungern! Danach werden gebrannte Mandeln und andere Knabbereien gereicht und für den Heimweg bekommen alle noch einen kunstvollen Papá Noel – Muffin mit …

Wir sind ja soooooo happy, dass sie den 26.12. hier nicht als 2.Weihnachtsfeiertag begehen!

Fehlt nur noch Silvester, Laura und Piru glühen schon ein wenig mit Claudia vor!

Marcelos Mama richtet das Silvestermahl für uns aus, es gibt Empanadas und Carne ala Masa.

Kurz vor dem Jahreswechsel gehen wir noch bei Alejandra vorbei und rutschen mit 4 Stunden Zeitverschiebung gut rüber!

Das neue Jahr startet ganz gut, Pirus Nichte Gilda darf endlich wieder ihren Biergarten eröffnen, den die Behörden im Dezember, kurz nach Eröffnung, geschlossen hatten, weil angeblich irgendwelche Papiere nicht eingereicht wurden. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und erleben einen super lustigen Abend im Kreise von Pirus drei Schwestern und erweiterter Familie (Dita, Piru, Nichte Gilda, Mirta und Olga v.l.).

Was wir noch kurz erwähnen wollten nach inzwischen mehr als 300 Tagen in Mendoza: das Wetter hier ist einfach Bombe! Am 3.6.20 regnete es kurz, am 6.7. hatten wir ganztägig schlechtes Wetter, am 14.7. morgentlichen Raureif auf der Wiese, sowie am 4. / 5. und 16.1.21 zeitweise leichten Regen. 

Die Kurzzusammenfassung unserer bisherigen “Cuarantena” könnte sich folgendermaßen lesen: ☆ fröhlich Feste feiern, fressen, fahrradfahren, fantastische Familie, Freunde & Fellnase Fix, Frankenbesuch Fehlanzeige, Frühlingsreisepläne fraglich☆

Querida Piru, estimado Marcelo y querida familia!
En este tiempo no hay un lugar mejor en que lo podriamos estar – gracias a todos por todo su amor, amistad, ayuda, las conversaciones y invitaciones y todo que lo nosotros podíamos aprender de ustedes – gracias de corazon, nunca vamos a olvidar esos momentos juntos, las horas divertidas y los meses mendocinos! Estámos especialmente muy agradecible por sus español aléman,

Muchas muchas gracias Claudia y Michel

 

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3 Gedanken zu „Argentinien-3 (La cuarantena)

  1. Na sauber, so kann man es aushalten in der Quarantäne ! Hauptsache gesund und der Panso schleift beim Radeln net am Rahmen.

    In diesem Sinne viel Spaß noch und ich freu mich schon auf den nächsten Bericht (woher auch immer).

    Gruß Manni

  2. “Eigentlich hatten wir ja vor, uns dort einen Badmintonplatz zu bauen” 😀

    Großartig. Ich feire Euch. Bei uns sind die Hallen seit Monaten wieder dicht. Die Saison frühzeitig beendet. Aktuell schon sehr trostlos. Wenigstens haben wir Schnee. Wenigstens Schlitten fahren kann man mit den Kindern

    Liebe Grüße und passt auf Euch auf,

    Johannes

  3. Hallo Claudia und Michel,

    Ich weiß, dass Nichts-Tun-Können ziemlich nervt, aber dafür habt ihr wenigstens warmen Sonnenschein. Und wir sind genau so lahmgelegt wie ihr, auch wir trainieren nur im Keller auf irgendwelchen Hometrainern…, Badminton ist auch nicht….
    Bei uns liegt zur Zeit etwas Schnee, im Maintal zwar weniger, aber auf den höheren Lagen von Hassbergen und Steigerwald doch schon um die 15-20cm.

    Ich gehe davon aus, dass wir frühestens im April eher Mai geimpft werden (ab 60-jährige mit Prio 3), und sich erst danach unsere Mobilität wieder langsam einstellen wird. Vielleicht könnt ihr ja auch einen Impftermin „einkaufen“, z.B. in einer Arztpraxis oder in einer Klinik???
    Die Impfstoffe selbst sind ja nicht besonders teuer, zwischen ca. 2 und 20€, je nach Hersteller.
    Haltet durch und bleibt gesund.

    Franz

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