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Mexiko – 4

Route: Mazatlán – El Moral – Kuhweide – Culiacán – Nähe Terrero de los Guerrero – La Tranquilidad – Sinaloa de Leyva – Los Mochis – Creel – Cerocahui – Los Mochis

Wer unseren letzten Blog gelesen hat, weiß auch, dass wir mit Constance und Eric über die Sea of Cortez nach Mazatlán gefahren sind. Hier checkt Eric in der Marina El Cid ein und wir können noch eine Nacht auf seinem Boot verbringen. Nach dem Anlegemanöver besichtigen wir die quirlige Stadt:

Strand am Malecón …

… farbenprächtige Häuser

… und so manche Rarität.

Sightseeing macht hungrig und so gönnen wir uns im Strandrestaurant noch jeder eine Ceviche. Das Gericht stammt eigentlich aus Peru, es wird aus verschiedenstem rohem Fisch, Zwiebeln, Gurken, Tomaten und Limettensaft zubereitet und in diesem Falle auf einem Tostada serviert. Sehr lecker – muy rico!

Zum Abschluss des Tages aalen wir uns noch stundenlang im Hotpool der Marina, so einen Luxus haben wir eher selten!

Nach 2 Wochen Radabstinenz dauert es eine Weile, bis wir wieder im “Radreisemodus” sind und alle unsere 12 Taschen richtig gepackt und aufgeladen haben. So fahren wir nach dem Abschied von Eric und Constance erst kurz vor Mittag los, es ist schon brütend heiß. Diese Hitze wird uns hier in der Ebene weiter begleiten, die Temperaturen erreichen schon mal 38° C und deshalb gehen wir dazu über, mittags stets eine kleine Siesta in einem Straßenrestaurant zu halten.

Die Einheimischen schütteln immer den Kopf, wenn wir dann bei nur noch 32° C weiterfahren. Im Sommer, so erzählen sie uns, herrschen hier Temperaturen von 40-50° C und es wäre unerträglich heiß.

In Mexiko dreht sich sehr viel ums Essen, in jedem noch so kleinen Pueblo gibt es mehrere Straßenstände, die Tacos, Tortillas, Gorditas, Enchiladas, Burritos, Mariscos, Pollo Asado, Tamales oder Hamburguesas etc. anbieten. Überall dampft und brutzelt es, direkt neben der Straße wird gegrillt und gefühlt jedes 10. Haus ist eine kleine Garküche, in deren Hinterzimmer die Familie wohnt. Oft sehen wir auch Verkäufer mit Tabletts durch die Straßen laufen, wo sie versuchen, ihr Essen an den Mann zu bringen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit essen Mexikaner an diesen Ständen, wir tun es ihnen gleich und sind sehr angetan von der Landesküche. Unser Gesundheitsamt würde allerdings die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und kapitulieren!

Diese Familie hier pflanzt auf ihrem ärmlichen Grundstück Kakteen (Nopales) an, deren “Blätter”, von den Stacheln befreit, verkauft werden. Wir haben Nopal schon als Salat bei Diana in Ensenada und als Zutat im Omelette gegessen. Wir lieben Kaktusananasjoghurt!

In diesem Restaurant sehen wir, wie zwischen Küche und Gastraum, unter einem offenen Wellblechdach Kekse fabriziert werden. Die Plätzchen sehen immer sehr lecker aus, sind dann aber meist so trocken wie das mexikanische Klima! Leider gilt das ebenfalls für die meisten Süßteilchen im Supermarkt.

galletas

<3 <3 <3 Heute ist Valentinstag <3 <3 <3

Vereinzelt sind die Grabstätten am Straßenrand dementsprechend geschmückt …

… und auch Claudia findet früh morgens ein kleines Blümchen an ihrem Fahrrad! <3

Wie beschrieben, gibt es überall Fressbuden – das zweithäufigste Geschäft, welchem wir in Mexiko begegnen sind Reifenhandlungen, die sogenannten “Llanteras”. Sie verkaufen, wechseln, reparieren und vulkanisieren Reifen. Wir wundern uns täglich, warum hier so viele Reifen kaputt gehen, viele Autos und Lastwagen fahren ohne jegliches Profil. Auf dem Seitenstreifen oder am Straßenrand gibt es ungelogen fast keinen Meter, auf dem nicht irgendein Fetzen eines Autoreifens liegt. In der Wüste sind wir ja auch schon auf entsorgte Pneus gestoßen, deshalb gefiel uns diese Sitzgruppe so gut, weil hier jemand eine sinnvolle Verwendung für die ausrangierten Teile gefunden hat!

Uns ist klar, dass wir auf dem Weg von Mazatlán nach Culiacán wieder einige Male wild campen werden. Wir haben  aber nicht gedacht,  dass wir einmal mit Erlaubnis des Bauernjungen auf einer Viehweide schlafen werden, weil wir keinen versteckten Platz finden konnten. Die Kühe, die am Abend auf ihrem Trampelpfad zurück zum Pferch wollen, fanden unsere Anwesenheit übrigens nicht so toll und benötigten Stunden, um den Mut zu finden, unser Zelt zu passieren.

Am nächsten Abend das gleiche Suchspiel, wir fahren wieder von der Straße ab und folgen einen landwirtschaftlichen Weg ins Hinterland, um ein abgeschiedenes Plätzchen zu finden. Doch außer eingezäunten Viehweiden finden wir nichts. Dann werden wir Zeugen einer Geburt …

… und beobachten eine halbe Stunde fasziniert, wie das Kalb ziemlich schnell auf die Beine kommt, von Mutter und Tanten sauber geleckt wird, seine ersten wackligen Schritte macht, vom Bullen der Herde umgerannt wird, wieder hochkommt, wieder hinfällt und nach einiger Zeit dann auch kapiert, wo bei der Mama die Zitzen angebracht sind …

Das war wirklich ein beeindruckendes Erlebnis!

Die Dunkelheit droht und wir haben noch keinen Schlafplatz. Da kommt uns ein Mexikaner über`s Feld entgegengelaufen, er könne uns einen Schlafplatz auf seinem Hof / in seinem Haus (so genau haben wir das nicht verstanden) anbieten. Er wohnt im nächsten Pueblo und wir sollen schon vorfahren und nach dem Haus von Isabel und Pablo fragen, er käme gleich nach. Gesagt getan, wir finden seine kleine Hütte, seine Frau weiß von nichts, die Kinder schauen erstaunt, was wollen die “Gringos” hier? Wir erklären alles und werden nicht so ganz verstanden, beschließen, vor dem Hoftor auf Pablo zu warten. Zwei Minuten später taucht ein Motorradfahrer auf, im Pueblo bleibt nämlich nichts geheim und wir erzählen nochmals, was wir hier wollen. Er versteht uns und fährt los, um Pablo mit dem Moped zu suchen. Als er nach 10 Minuten jedoch ohne diesen zurückkommt beschließen wir weiterzufahren … irgendwie ist uns die ganze Geschichte inzwischen doch suspekt …

Um es kurz zu machen: auch auf der Weiterfahrt finden wir keinen Platz und ergeben uns in unser Schicksal: wir radeln, jetzt schon in der Dunkelheit, bis nach …

… und kommen dort um 21:30 Uhr an. Das macht dann satte 110 Radkilometer für diesen Tag. Bevor wir im Hotel einchecken, essen wir am Tacostand an der Ecke jeweils 2 Tacos mit gegrilltem Rindfleisch (taco machaca). Hier bleiben wir einen Tag, stellen einen Blog fertig und versuchen, in einer Buchhandlung Kartenmaterial für die Strecke Los Mochis – Creel zu bekommen. Leider gelingt es uns nicht herauszufinden, ob es möglich ist, mit dem Rad auf halbwegs befahrbaren Wegen nach Creel ins Gebirge zu kommen. Unsere App und Googlemaps widersprechen sich eklatant, der Straßenatlas ist leider auch von 2004 und nicht aussagekräftig und die Einheimischen wissen auch nicht Bescheid. Also gut, wir agieren “mexikanisch” und vertagen das auf “mañana”. Bleibt uns ja auch nichts anderes übrig!

Als wir Culiacan Richtung Los Mochis verlassen, kommen wir am Eiffelturm vorbei, der in einer Moteleinfahrt steht.

Nach einigen Kilometern führt uns unser Track von der geteerten Straße ab und wir müssen mangels Alternativen notgedrungen auf der Schotterpiste weiterfahren, die trotz unseren Wünschen und Flüchen kein Ende nehmen will …

… und auf der tatsächlich noch Cowboys anzutreffen sind.

Natürlich kommen wir auf diesem Weg nicht so schnell voran, wie wir es geplant hatten und wir sind noch ziemlich weit von dem Dorf entfernt, in dem wir unsere Vorräte auffüllen müssen. Endlich erreichen wir El Mezquite und kaufen im einzigen Laden unsere benötigten Vorräte ein. Die Männer der umliegenden Dörfer sind hier versammelt und wir sind am Sonntag Abend eine willkommene Abwechslung. Wir werden von einigen ausgefragt, wo wir herkommen, wo wir hinwollen und wir palavern ein bisschen. Die Zeit drängt jedoch und wir wollen endlich weiterfahren, um unseren heutigen Schlafplatz zu finden. Kurz nach Verlassen des Pueblos werden wir von Mateo mit seinem Moped eingeholt und er bietet uns an, in seinem Haus zu übernachten. Wir lehnen dankend ab, aber er gibt nicht auf und erzählt uns, wie gefährlich Sinaloa de Leyva  in der Nacht ist, das wir als heutige Übernachtungsstation genannt haben. Auch die Polizei sei korrupt und soll mit den Narcos zusammenarbeiten. Es wird langsam dämmrig und der Typ lässt uns nicht alleine, so dass wir auch keine Möglichkeit haben, uns einen versteckten Platz zu suchen. Um uns zu beweisen, dass er doch harmlos ist, zeigt er uns noch seinen Ausweis und seinen Facebook-Account, was soll also schon passieren. Schließlich erreichen wir La Tranquilidad (die Ruhe), welch beruhigender Name und gelangen an sein Haus, in dem außer seinem Bruder auch noch seine alte Mutter lebt. Nach der Begrüßung beschließen wir wegen der Dunkelheit und der noch zu fahrenden 22 km dann doch bei ihm zu übernachten. Er bietet uns den Raum neben unserem Zelt an (s. Foto), aber dieser ist einfach unvorstellbar dreckig und es gibt weder Türen noch Fenster … da übernachten wir lieber in unserem Kuschelzelt!

Das gemauerte Plumpsklo im Garten ist “bis oben hin voll”, die Hühner und Hunde laufen und kacken frei herum. Im Laufe des Abends merken wir, dass es die Bewohner auch nicht anders machen. Überall liegt Schrott und Müll herum. Mit ärmlichen Verhältnissen kommen wir klar, wir verstehen bloß nicht, wie man so verlottert leben kann.
Hungrig bereiten wir unser Abendessen auf unserem Kocher zu und laden Mateo und seinen Bruder David Jesus zum Mitessen ein. Auch unser Bier teilen wir mit den beiden. Danach quatschen wir am Lagerfeuer über Gott und die Welt und im Laufe des Abends schaut der ein oder andere “Amigo” und auch einige Brüder, Halbbrüder und Schwestern vorbei.
Auf einmal entdeckt Claudia einen ca. 7 cm langen schwarzen Skorpion, der zwischen uns und dem Zelt vorbei läuft. Schneller als wir schauen können haben die beiden ihm erst den Schwanz abgezwickt und dann zertreten!
Als das Bier alle ist, fährt Mateo doch tatsächlich auf seinem Moped zu dem Laden und holt noch Nachschub. Kurz vor dem Schlafengehen, wir sind doch ziemlich kaputt, verbindet er das Ladegerät seines Handys mit einer abenteuerlichen Steckdose und bedeutet mir (Michel), ich könne doch mein Handy hier aufladen. Obwohl ich nicht vorhabe, mein Smartphone über Nacht dort zu lassen, stecke ich es kurz an und gehe zum Zähneputzen. Als ich zurück komme, ist nicht nur Mateo, sondern auch mein Handy spurlos verschwunden. Ich gehe auf die Straße, auf der seine Freunde einen Joint rauchen und frage nach ihm, aber natürlich weiß niemand, wo er steckt. SUPER !!!
Wir kriechen wütend und beunruhigt in unser Zelt und verbringen eine schlaflose Nacht, auch weil in dem Dorf mit dem hochtrabenden Namen La Tranquilidad einfach keine Ruhe einkehren will. Immer wieder wird Musik in einer irrsinnigen Lautstärke gespielt und es ist einfach nicht an Schlaf zu denken. Am nächsten Morgen, ich könnte mich immer noch ohrfeigen, gehe ich mit seinem Bruder David Jesus auf die Suche nach meinem Smartphone und Mateo, aber wie zu erwarten, bleibt beides verschwunden. Wir packen also zähneknirschend unsere Sachen zusammen und fahren nach Sinaloa de Leyva. In der Stadt angekommen, vermute ich erst einmal hinter jedem Mexikaner einen Gauner, dieser Typ hat meine Meinung von den superfreundlichen Mexikanern zerstört. Wir fahren durch den Ort und wie es der Zufall will, hält neben uns ein Polizist der Policia Transito (Verkehrspolizei) auf einem Motorrad und fragt uns, wie es uns geht. Daraufhin beschließen wir, ihm die ganze Geschichte zu erzählen.
Was dann passiert, ist für uns Deutsche unvorstellbar. Er lässt einen Funkspruch los (leider haben wir nicht alles verstanden) und 2 Minuten später kommt ein Pickup der Policia Municipal angebraust mit zwei bis an die Zähne bewaffneten Polizisten, die uns auffordern, unsere Räder vor dem Polizeiquartier abzustellen (hoffentlich stimmt das mit der korrupten Polizei nicht) und einzusteigen, sie wollen mit uns nach La Tranquilidad fahren. Über die Schotterstraße geht es mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit zurück zum Haus von Mateo und Bruder und Mutter werden befragt.

Danach geht es zu seinen Brüdern, die ebenfalls ausgequetscht werden. Die beiden Polizisten kündigen einen weiteren Besuch am selben Abend bei der Familie an und es geht zurück nach Sinaloa. Die Uniformierten empfehlen uns noch ein günstiges Hotel, in dem wir einchecken, bevor wir uns auf den Weg machen und die Stadt erkunden. Nach verspätetem Mittagessen (Ceviche) …

… und Einkauf laufen wir zum Hotel zurück – es dämmert schon – und begegnen dem Pickup der Polizei. Diesmal sind aber außer den beiden im Auto noch 4 weitere Polizisten auf der Ladefläche untergebracht, ebenfalls voll aufmunitioniert. Wieder geht es in einem abenteuerlichen Tempo auf der Schotterpiste (wir haben tatsächlich Bedenken, ob wir mit allen Polizisten dort ankommen) nach La Tranquilidad und die komplette Familie wird wieder nach dem Aufenthalt von Mateo befragt. Doch damit nicht genug, wir fahren auch noch zu dem Laden in El Mezquite, wo alle dort sitzenden Dorfbewohner ebenfalls ausgequetscht werden. Leider auch ohne Erfolg. Auf dem Rückweg erklären uns die Polizisten, dass sie mit “chicos malos”, bösen Jungs zusammen arbeiten und diese jetzt beauftragen, das Handy zurück zu bekommen. Wir halten an einem Haus an und es findet eine Unterhaltung statt, die wir leider nicht mithören können. Mit dem Versprechen, dass wir mein Handy zurück bekommen, werden wir wieder am Hotel abgesetzt.

Straße vor dem Hotel

Wir sollen am nächsten Morgen beim Oficina Administrativa nachfragen, was wir nach einer weiteren Nacht im Hotel auch tun. Dort weiß allerdings niemand etwas von unserem Malheur und ich gebe der Dame die Telefonnummer des Einsatzleiters, der ihr dann am Telefon erklärt, um was es geht. Ich bekomme mitgeteilt, “mañana” soll ich mich noch einmal melden. Wir beschließen, irgendwo einen Kaffee zu trinken und kommen an der Taqueria von Maira vorbei. 

Hier beginnt eine wunderbare Begegnung, was wieder einmal beweist, dass alles Schlechte auch eine gute Seite hat. Wir bekommen einen Kaffee kredenzt, der, wie meistens in Mexiko, aus heißem Wasser und Nescafe selbst anzurühren ist. Maira ist etwas über 60 Jahre alt und führt ihr Restaurant seit über 30 Jahren. Sie kennt hier alles und jeden, hat ihre ganze Straße im Blick. Neugierig und keck wie sie ist, geht sie gleich offen auf uns zu und fragt uns aus. So kommen wir natürlich nicht umhin, ihr und ihrer Mitarbeiterin unsere Geschichte zu erzählen und verbringen den ganzen Nachmittag bei ihr. Mütterlich wie Maira ist, müssen wir ständig eine Kleinigkeit aus ihrer leckeren Küche probieren, eine Widerrede akzeptiert sie erst gar nicht. Ihre Sopes  …

… und Tacos sind wirklich köstlich und wir verlassen das Restaurant erst abends um 7 Uhr. Unser Hotel ist ja nur über die Straße. Natürlich mussten wir Maira versprechen, dass wir bei ihr frühstücken und bekommen “huevos al gusto”, nach Claudias Geschmack in diesem Fall Omelette mit Käse und einem Flauta.

Noch viel schöner ist es, von Maira zu erfahren, dass die Polizei Michels Handy hat – Maira weiß es von einem Polizisten!!! Sie erfährt einfach alles und ist die Nachrichtenzentrale von Sinaloa. Beschwingt sprechen wir mit Luis, dem Sohn von Fabiola, einer Freundin von Maira wieder beim Oficina vor.

Uns wird mitgeteilt, dass mein Handy zwar wieder aufgetaucht (juhuu!), aber in einem Raum eingeschlossen ist, dessen Schlüssel gerade nicht auffindbar ist. Wir sollen am Nachmittag noch einmal wieder kommen. Na ja, was tun außer warten, wir sitzen also bei Maira, aber dort ist wieder volles Haus und wir haben jede Menge Spaß und unsere Spanischkenntnisse explodieren!

Sowohl Fabiola als auch Maira haben uns schon angeboten, bei ihnen privat zu wohnen, denn unser Hotel, das wir mit 300 Pesos eigentlich preislich ganz in Ordnung finden (bis auf die kalte Dusche), sei viel zu überteuert. Puh, da weiß man gar nicht, wen man nicht kränken soll … wir nehmen Mairas Einladung dankbar an, räumen das Hotel und ziehen gegenüber ein. Anschließend besuchen wir erneut das Oficina, wieder ohne Erfolg, der Schlüssel ist immer noch nicht aufgetaucht.

Da ergibt es sich, wir sind ja in Mexiko, zudem noch in Mairas Nachrichtenzentrale, dass 2 Mitarbeiterinnen des Oficina bei Maira zu Mittag essen. Kurzes Palaver auf spanisch, die eine Frau zückt ihr Telefon und schon sind wir informiert, dass Michel das Handy jetzt dann holen kann.

Was soll ich sagen: ES IST WIEDER DA !!!

Allerdings fehlen die mexikanische Sim- und die Speicherkarte, aber was soll´s. Bei Fabiolas Tochter, die in einem Telcel-Laden arbeitet (was für ein Zufall), besorgen wir eine neue Sim-Karte und alles ist wieder gut. Ich bin glücklich. Jetzt löse ich natürlich gerne mein Versprechen ein, die Polizisten zum Essen einzuladen, wenn mein Handy wieder aufgetaucht ist.

Anschließend kaufen wir mit Maira ein und dann weiß die halbe Stadt, wer wir sind. Wir hatten mit Maira ausgeheckt, dass sie für das Essen mit der Polizei extra ihr Restaurant für uns öffnet und das Kochen übernimmt. Natürlich sind auch Luis, Fabiola und die Freundinnen eingeladen. Tatsächlich tauchen die 3 Chefs der Polizei am Abend bei Maira auf und wir feiern die Rückkehr meines Handys.

Was für ein Aufwand von der Polizei für mein Handy. Muchas muchas gracias a todos los policías que ayudaron con la operación, especialmente a Pancho (2.v.l.)!

Der Tag des Abschieds ist gekommen, das Frühstück verläuft ziemlich schweigsam und Maira kullern immer mal wieder kleine Tränen die Wange herunter. Uns geht es da kaum anders. Als wir dann endlich zur Abfahrt bereit sind, kommt der Direktor vom Heimatmuseum auf der anderen Straßenseite angetrabt und bittet um ein Foto mit der kompletten Belegschaft …

Als wir uns endlich auch hier loseisen können und auf die Räder schwingen, fahren promt unsere Freunde von der Policia Transito vorbei und eskortieren uns noch bis zur Stadtgrenze … welch’ wunderbare Menschen, echt nett, que les vaya bien amigos!

@ Maira: tú eres una persona muy amable y maravillosa y te deseamos lo mejor !!! Muchas muchas gracias – tu quédate en nuestros corazones!

Pancho der Polizeichef hat uns noch eingebleut, auf unserer 110 km Etappe bloß nicht in den letzten 3 Straßendörfern vor Los Mochis anzuhalten, hier gäbe es auch nur Gangster – wir sehen gerade auch überall welche. Plötzlich hält hupend ein Auto neben uns auf der Autobahn und eine Mexikanerin reicht uns eine Tüte aus dem Fenster mit folgenden Worten: “hier nehmt, das werdet ihr auf eurer Fahrt noch brauchen” … so sind sie eben wirklich, voll freundlich und genial! Los encantabamos muy!

2 Flaschen Wasser + 2 leckere Kokosmuffins

Wir haben starken Gegenwind, da kommt uns diese kleine Stärkung gerade recht! Leider machen sich bei Claudia leichte Knieschmerzen bemerkbar, aber was hilft es, wir müssen durchfahren. In Los Mochis fahren wir zuerst am etwas außerhalb liegenden Bahnhof des “El Chepe” vorbei …

… dem Zug, der Los Mochis mit Chihuahua verbindet und dabei durch die spektakuläre Kupferschlucht (Barranca del Cobre) fährt. Diese Canyons und die einzigartige Zugfahrt dorthin sind unser erklärtes Ziel. Übrigens ist das bis auf zwei weitere kurze Strecken die einzige Bahnlinie, auf der Personenverkehr stattfindet, sonst werden nur Güter transportiert.
Wir wollen von der Schalterbeamtin wissen, ob es möglich ist, unsere Räder mit zu nehmen. Leider erhalten wir eine negative Auskunft und müssen folglich wieder einmal unsere Reisepläne total über den Haufen werfen. Das benötigt ein wenig Planung und so bleiben wir zunächst 2 Tage im Hotel, besorgen eine neue Speicherkarte für Michels Handy und planen die Hin- und Rückreise in die Kupferschlucht. Netterweise dürfen wir Gepäck und Räder im Hotel unterstellen, bis wir nach 6 oder 8 Tagen wieder zurück sind.

Unsere 3. Nacht in Los Mochis verbringen wir bei unserem 1. Couchsurfinghost Enrique. Wir laufen mit unserem leichten Reisegepäck 6 km quer durch die Stadt und Claudias Knie schmerzt immer noch unangenehm, aber das kennt frau ja zur Genüge. Enrique ist auf Arbeit, als wir bei ihm ankommen, aber 2 mexikanische Backpacker Litzy + Mauricio empfangen uns. Sie wohnen schon seit 1 Monat bei Enrique, weil sie für die Fähre nach La Paz noch Geld verdienen müssen. Abends kochen wir für die Truppe Schinkennudeln, danach gehen die Mexikaner auf eine Geburtstagsfeier. Wir kneifen, denn wir müssen früh um 4:00 Uhr raus, damit wir um 5:30 Uhr am El Chepe sind, um unsere Fahrkarten zu kaufen. Enrique besteht darauf, dass er uns persönlich zum 10 km entfernten Bahnhof fährt.

Oje, Enrique kommt 10 Minuten zu spät und Claudia ist schon voll nervös, denn müssten wir uns jetzt ein Taxi organisieren kämen wir auf jeden Fall zu spät. Dann taucht er aber noch auf, puh, Glück gehabt, denn El Chepe verkehrt mit den Wagons der 2. Klasse nur Sonntags, Dienstags und Freitags.

Wir wollen den Sonntagszug nehmen, er fährt immer um 6:00 Uhr früh ab und wird Creel, unseren Zielort gegen 16:00 Uhr erreichen. Am Bahnhof ist um 6 Uhr früh die Hölle los, aber wir bekommen noch ein Ticket und Enrique begleitet uns noch bis zum Einstieg.

Muchas gracias para todos y tu grande hospidalidad, que le vaya bien Enrique!

Überpünktlich um 5:59 Uhr und 40 Sekunden ruckelt El Chepe los, das nimm’ dir mal zum Vorbild liebe DB! Was erwartet uns nun?

Zum ersten ein Labyrinth von 7 Schluchten, das 4x größer und auch tiefer (1800 m) sein soll, als der Grand Canyon in den USA. In den Schluchten wachsen zum Teil tropische Früchte, die Höhenlagen haben alpine Vegetation und sind im Winter oft verschneit.

Zum zweiten eine der malerischsten Bahnstrecken der Welt, deren Bau eine absolute Ingenieursleistung war: 656 km lang, 37 Brücken, 86 Tunnel, Fertigstellung 1961 nach einer Bauzeit von über 60 Jahren.

Zum dritten die Tarahumara, eine der charakteristischten indigenen Kulturen Mexikos. Bekannt für die farbenfrohen Röcke und Blusen der Frauen, Sandalen mit Kautschuksohlen und Lederriemen, sowie handgeflochtene Korbwaren. Die Conquistadores nannten sie Rarámuri, ” jene die schnell laufen” – die Tarahumara sind ausgesprochene Langstreckenläufer, oft laufen sie bis zu 20 Stunden am Stück. In Urique wird jährlich ein Ultramarathon über 80 km ausgetragen.

Wen es interessiert, der kann sich hier nähere Informationen zum ” El Chepe” ansehen, wir haben die Route verlinkt:

http://www.chepe.com.mx/english/mapas/ruta.html

Impressionen einer tollen Zugfahrt:

offene Aussichtsplattformen zwischen den Wagons

Tunnel

vorne gelbe Wagons (1.Klasse) – hinten rote Wagons (2. Klasse)

180° Kurve, El Chepe muss 2400 Höhenmeter überwinden

Loop, dient dem Auf- bzw. Abstieg

den Qualm der Diesellok riecht man im Tunnel auch im hintersten Wagon

20 Minuten Aufenthalt in Divisadero für Aussichtplattform und Markteinkauf

Leider nehmen Claudias Knieschmerzen während der Zugfahrt unerklärlicherweise so zu, dass sie schon fast gar nicht mehr über den Markt laufen kann.

Als wir nach 10,25 Stunden mit einer 30 minütigen Verspätung in

… ankommen, werden wir von Tourguide Arturo vom Bahnhof zu unserem Airbnb gefahren. Wir planen einen Ausflug mit ihm, den wir am nächsten Morgen jedoch absagen, weil Claudias Knie geschwollen ist und sie gar nicht mehr auftreten kann. Liebe Christiane und lieber Doc, vielen herzlichen Dank für eure schnelle, ozeanübergreifende ärztliche Hilfe – wer einen guten Allgemeinarzt in Bamberg braucht: http://www.arztpraxis-holzner.de/

Hauptstraße in Creel

Plakate im Airbnb

Jetzt blicken wir endlich durch!

Am nächsten Morgen macht sich Michel also alleine auf, die Gegend zu erkunden, Claudia bleibt im Bett und stellt ihr Knie ruhig.

Blick auf Creel

Valle de los Hongos (Tal der Pilze)

Sisyphusarbeit ???

Valle da las Ranas (Tal der Frösche)

Handgemachte Backsteine

Tarahumara-Indianerinnen

der “elefante”

Am nächsten Tag fährt Michel mit dem Bus nach Divisadero, um in der Kupferschlucht die Ziplines zu testen. Auf dem Weg zum Adventurepark geht es auf einem gut präparierten Fussweg mit faszinierenden Ausblicken an der Schlucht entlang.

Leider ist der Adventure Park wegen Wartungsarbeiten geschlossen und somit fällt die geplante Fahrt mit der Zipline durch die Schlucht ins Wasser. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, es beginnt nämlich zu regnen. Michel hat natürlich keine Regenklamotten dabei und so fährt er per Anhalter zurück nach Divisadero. Dort rollt gerade El Chepe ein und die Händler haben alle Hände voll zu tun, um in dem kurzen Zeitraum die Reisenden zu verköstigen.

Bis der Bus zurück nach Creel fährt, müsste ich (Michel) noch 2 Stunden warten und das ist angesichts der Außentemperaturen, die sich jetzt doch ziemlich dem Nullpunkt nähern, kein Spaß. Vor dem Bahnhof steht ein Kleinbus eines Hotels in Creel und der Fahrer erklärt sich bereit, mich mit zurück nach Creel zu nehmen, ein Platz ist noch frei. Was für ein Glück! Auf dem Rückweg verwandelt sich der Regen dann in Schnee – der Fahrer scheint das noch nicht erlebt zu haben, denn er filmt das Ganze mit seinem Handy.

 

Claudias Blick aus dem Fenster

Claudias Knie geht es in der Zwischenzeit ein bißchen besser, aber an Laufen ist nach wie vor nicht zu denken. So wollen wir noch einen Tag in unserer Airbnb-Unterkunft verlängern, aber zu unserem Entsetzen erklärt uns der Besitzer Memo, dass ab morgen wegen dem Ultramarathon in Urique alle seine Zimmer ausgebucht sind. Sein Alternativ-Vorschlag ist aber nicht schlecht, er nennt uns ein kleines Hotel in Cerocahui, von dem aus man mit einem Bus auf den Grund des Canyons fahren kann. Tatsächlich ist dort noch ein Zimmer frei und wir beschließen, am nächsten Morgen mit dem Bus nach Bahuichivo zu fahren. Vom dortigen Bahnhof werden wir von Alberto und Francia, den Besitzern des Hotels zusammen mit anderen Reisenden abgeholt und zum Hotel in Cerocahui gebracht. Dann laden uns die beiden ein, mit dem Hotelbus von 1900m auf 600m Höhe hinunter nach Urique zu fahren, um 2 Pärchen dort ins Hotel zu bringen. Eine sehr abenteuerliche Straße mit sagenhaften Ausblicken in den Canyon !!! Aber auch sehr teuer. Hinterher stellt sich heraus, dass die Einladung zur Mitfahrt ein Ausflug ist, der uns beide ganze 60 US $ kostet.

Blick ins Tal, hier findet in 2 Tagen der Ultramarathon statt

Auch einen Skywalk gibt es hier, sogar umsonst. Das wäre etwas für unseren Freund Gagga, direkter Blick durch das Gitter in die Schlucht!

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Unten angekommen, bewundern wir die Wandmalereien in Urique und essen zu Abend, bevor es in einer 2-stündigen Fahrt 40 km bergauf zurück nach Cerocahui geht. Jetzt erleben wir den Canyon auch noch bei Vollmond.

Am nächsten Tag wandert Michel zusammen mit Ricardo, Seléne und einem 74-jährigen mexikanischem Führer zu einem Wasserfall, der sich mitten in einer Schlucht befindet. Von dem Bach zweigen zahlreiche schwarze Schläuche ab, deren Bedeutung Michel sich nicht erklären kann. Auf Nachfrage beim Führer erzählt dieser, dass die Schläuche zur Bewässerung der Mohnpflanzen dienen, die fast in der ganzen Schlucht angebaut werden.

Zurück in Cerocahui …

… besuchen wir die Mision de San Jose und wollen im feudalen Hotel gegenüber endlich mal wieder WiFi nutzen. Wir bestellen einen Kaffee und als dieser gebracht wird, fragen wir nach den Zugangsdaten. Jetzt stellt sich heraus, dass es in diesem Hotel auch kein WiFi gibt. Und dafür haben wir den teuersten Kaffee in ganz Mexiko bestellt!!!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute soll es wieder zurück nach Los Mochis gehen, der Fahrer des Hotels bringt uns nach Bahuichivo …

… wo wir auf den Zug warten müssen. Ca. 15 Minuten vor dem Zug fährt ein Servicefahrzeug, um rechtzeitig Streckenschäden zu entdecken. Dies bekommen wir von einem freundlichen Mexikaner erklärt, der uns auch noch eine Ärztin für Claudias Knie in Los Mochis empfiehlt.

Wieder geht es zurück durch die atemberaubende Landschaft …

… und auch die Sicherheit kommt im El Chepe nicht zu kurz. Es sind immer 2-3 bewaffnete Zugbegleiter an Bord.

Um 23:00 Uhr sind wir endlich in Los Mochis zurück und fahren insgesamt zu viert im Sammeltaxi zum Hotel. Die Taxistas organisieren das alles ungefragt und es kostet nur die Hälfte, ein tolles System! Unsere Räder und unser Gepäck sind Gott sei Dank auch noch da.

Am Montag besuchen wir die Sportärztin, die uns empfohlen wurde … auch eine Erfahrung, gleich nach der Eingangstür des Wohnhauses ist der Empfang, das untere Stockwerk ist wohl als Praxis ausgebaut. Ich bin zunächst die einzige sichtbare Patientin und werde 2 Stunden lang untersucht und umsorgt. Alles natürlich auf Spanisch-Englisch Kauderwelsch, bei schwierigen Sätzen wird eine Patientin aus dem Nebenraum geholt und übersetzt mal schnell …

Stromtherapie

Schlussendlich zieht mir die Doctora dann doch 16 cl Flüssigkeit aus meinem entzündeten Knie und verordnet mindestens 3 Tage Ruhe. Wir machen 6 Tage daraus und bringen Material und Homepage auf Vordermann:

unter dem Reiter “Route” könnt ihr jetzt entweder alle Länder einzeln oder die Gesamtstrecke ansehen, die wir gefahren sind!

An einem Tag flanieren wir noch durch den botanischen Garten in Los Mochis.

Leguan und Schnappschildkröten

Auch wir legen uns noch ein bisschen auf die faule Haut, bevor wir uns wieder auf`s Rad schwingen, hasta luego!

 

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4 Gedanken zu „Mexiko – 4

    1. Hallo Wide,
      für uns war’s auch wahnsinnig spannend … bis zum Happyend … wir wollen uns jetzt aber auf entspannendere Abenteuer einlassen, que le vaya bien!

      LG Claudia und Michel

  1. Was für ein Abenteuer!
    Ich lese und staune!
    Einfach fantastisch… passt auf euch auf und teilt bitte weiter eure erlebten Geschichten!
    Grüße aus der Heimat von der Vera

    1. Hallo Vera,
      mmh, manchmal ist es schon ganz schön spannend, aber hätte Michel auf mein Sozpäd-Bauchgefühl gehört … dann wäre kein Diebstahl passiert, wir hätten aber auch niemals Maira in Sinaloa kennengelernt …
      Mit dem Happyend wird’s natürlich auch fast druckreif, glG Claudia und Michel

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