Unser vorerst letztes europäisches Land bereisen wir so: Grenzübergang bei Badajoz/Elvas – Èvora Monte – Mora – Benavente – Lissabon – Flug nach San Diego (USA)
Wir überqueren die Grenze nach Portugal auf einer kleinen gemütlichen Straße, es gibt nicht einmal ein Landesschild. Schnell wird klar: die hiesigen Autofahrer hupen, überholen mit wenig Abstand und schneiden einen gerne, obwohl kaum Verkehr herrscht.
Im Städtchen Elvas bewundern wir ein monumentales Aquädukt.
Portugal wirkt auf uns adretter und ordentlicher als Spanien. Gegen Abend passieren wir das kleine Fußballstadion von Estremoz und werden von diesen Herren sofort lautstark begrüßt und herüber gewunken. Auf ihrem Transporter befinden sich einige Fässer Bier und wir werden tatsächlich auf den ein oder anderen Becher eingeladen (Portugal ist super!)
So erfahren wir, dass die stolzen Väter die Meisterschaft ihrer Söhne feiern und wir palavern nett über Gott und die Welt. Wir bekommen sogar noch einen Tipp für einen geöffneten Campingplatz in der Nähe. Muchas gracias amigos!
Korkeichen säumen fortan unseren Weg.
Eine Korkeiche kann während ihres Lebens 100-200 Kilogramm Kork produzieren. Nach der Ernte ist der Stamm rotbraun gefärbt, später wird er deutlich dunkler.
Die erste Ernte kann nach etwa 12 bis 15 Jahren mit einem Stammdurchmesser von 20 bis 30 Zentimetern erfolgen. Die erste Korkschicht wird „männlicher” Kork genannt und ist qualitativ relativ minderwertig. Erst die folgenden Korkernten liefern einen höherwertigen Kork, den „weiblichen” Kork. Den qualitativ besten Kork erhält man bei der zweiten, dritten und vierten Ernte .
Korkernten können alle zehn bis zwölf Jahre erfolgen, wenn die Rinde eine Stärke von 3-4 cm erreicht hat. Unter warmen Bedingungen kann die Ernte alle acht Jahre erfolgen. Insgesamt kann man eine Korkeiche ca. fünf- bis zehnmal abernten.
Wir hatten es zunächst gar nicht bemerkt, aber Portugal liegt zeitlich eine Stunde zurück. Wir haben jetzt also täglich eine Stunde weniger Zeit, bis es dunkel und kalt wird.
Also suchen wir uns möglichst sonnige Plätzchen,
müssen aber eines Morgens in der Nähe von Benavente tatsächlich Eis kratzen.
In einem Café treffen wir diesen Promi.
Wir passieren viele liebevoll gestaltete Hoftore …
… und diesen Friedhof fanden wir auch sehr schön.
Jetzt sind es auf einmal nur noch 51km bis nach …
… und nach einem anstrengenden Auf und Ab durch seine Hügel erreichen wir unser Airbnb im Vorort Odivelas.
Hier werden wir mit einem kleinen Obstberg begrüßt und müssen fragen, wie manche Frucht heißt und wie man sie isst.
Zwei Tage später fliegt Michel nach Hause, weil seine 92-jährige Mama ihn wiedersehen wollte.
Natürlich gönnt er sich in Bamberg beim Familientreffen gleich ein Schäuferla.
Ich bekomme Papas selbst gebackene Plätzchen, Lebkuchen, Vollkornbrot u.v.m. direkt in unsere Unterkunft geliefert 🙂
Bis Michel wieder in Lissabon ankommt, erkunde ich mit meinem Daddy die Stadt:
Kunstvoll angefertigte Fliesen mit speziellen Motiven …
… und mit Mosaik verzierte Wege überall.
Auch Graffiti kommt nicht zu kurz.
Hier wird gerade der “Elevador da Glória” repariert, eine der 3 inzwischen elektrifizierten Standseilbahnen, die es in Lissabon gibt.
Wir müssen also selbst den steilen Berg hinab und gönnen uns danach eine kleine Pause.
Als die Dunkelheit hereinbricht, zieht uns die Lichterpracht immer mehr in ihren Bann:
Estação Rossio (Kopfbahnhof)
grüne Innenbeleuchtung
Vinothek
Baumschmuck
Teatro Nacional Dona Maria
Am nächsten Morgen wollen wir …
… mit der Tram #28 die historische Altstadt befahren, aber wir haben wohl zu lange geschlafen!
Ein paar Minuten warten wir in der endlosen Schlange, da aber nichts vorwärts geht, nehmen wir doch lieber die Metro.
Wir würden auch gerne einmal das steile Auf und Ab in der Altstadt …
… mit einem Elevador überwinden, aber das Glück ist uns nicht hold: der Fahrer hält Siesta und so nutzen alle den leeren Wagon zum Fotoshooting …
Lissabon bietet viele Augenblicke …
… und noch mehr Ausblicke, deshalb stehen wir dieses Mal geduldig eine halbe Stunde für den “Elevador de Santa Justa” an.
Er überwindet die 45m Höhenunterschied zwischen Baixa (Unterstadt) und der Oberstadt Chiado.
Seine Plattform bietet einen prächtigen Ausblick.
Plattform aus der Ferne
Unsere Abreise aus Europa gestaltet sich schwieriger als erwartet. Wir fahren zunächst mit der Metro bis auf 5km an den Flughafen heran. Das Umsteigen mit unseren beladenen Rädern ersparen wir uns, wir kämen zentrumsnah sowieso nicht in die vollen Metroabteile hinein. Für die Pendler sind wir eine Attraktion!
Wir steigen also irgendwann aus und radeln entspannt bis zum Airport. Glücklicherweise regnet es erst 300m vor dem Terminal – so schaffen wir es, unseren “Verpackungskarton” trocken ins Gebäude zu bringen.
So, und ab jetzt beginnt der WAHNSINN:
Beim Versuch, unsere Räder versandfertig zu machen, taucht Problem #1 auf: Claudias Sattelstütze lässt sich nicht aus dem Sattelrohr ziehen. Wir fragen überall nach Werkzeug, doch keiner kann uns helfen. Dann endlich leiht uns ein Flughafenpolizist aus seinem mageren Werkzeugpool einen Hammer und einen großen Schraubendreher. Aber auch damit gelingt es uns nicht, die festgerostete Sattelstütze zu entfernen. Also wird nur der Sattel demontiert. Mit Sack und Pack (2 Räder, 1 Karton, 1 Tasche) geht es nun zum Check In.
Dort wartet schon Problem #2 auf uns:
wir haben kein echtes Rückflugticket, sondern nur eine für 35 Dollar gefakte Reservierung. Wird die TAP uns damit an Bord lassen? Vor dem CheckIn-Schalter wird tatsächlich unser ESTA-Formular und das Rückflugticket kontrolliert … etliche Schweißtropfen später dürfen wir zum Schalter vorrücken. Yeah!
Aber zu früh gefreut, hier taucht Problem #3 auf:
wir haben 2 Gepäckstücke im englischen Online-Dschungel gebucht (1 Fahrrad und 1 Gepäckstück pro Person). Das geht so aber nicht … oh nein! Aber die Dame vom Bodenpersonal lässt mit sich reden. Nach einem längeren Telefonat mit ihrem Supervisor geht unser Plan tatsächlich auf und wir müssen für die Bikes nichts extra bezahlen. Yippie!
Von Entspannung keine Spur, Problem #4 folgt auf dem Fuß:
unser Karton hat Übergewicht (29,1 kg) und wir schauen uns entsetzt an! Haben wir das Gewicht unserer 2 erlaubten Gepäckstücke wirklich so ungleichmäßig verteilt? Unser Engel drückt nochmals beide Augen zu und klebt uns die Banderolen mit dem Strichcode auf unser Gepäck. Uff – kein Aufpreis!!!
Anschließend begleitet sie uns zum Sperrgepäckschalter, wo uns Problem #5 erwartet:
oje- die Räder passen wie erwartet nicht in den Miniscanner (90x90cm).
Unser Engel telefoniert ihren Supervisor herbei, wir bedanken uns derweil mit einem der leckeren Nürnberger Lebkuchen von Claudias Papa.
Leider schafft es der Supervisor nicht, die Sicherheitsbeamten gütig zu stimmen – da schwelt wohl irgendeine frühere Geschichte. Mist – die Räder müssen mit ausgebautem Vorderrad und verpackt durch den blöden Scanner.
Das kreiert Problem #6:
die TAP hat keine Radverpackung und uns wurde tags zuvor seitens der Airline versichert, dass wir keine Verpackung bräuchten, also woher nehmen?
Der Supervisor ergattert Riesenplastiktüten von Turkish Airlines, aber die müssen zurecht geschnitten werden – d.h. Schere leihen beim Café, aber woher kriegen wir Klebeband?
Eh alles Zeitverschwendung, denn das Sicherheitspersonal rückt nicht vom Ausbau der Vorderräder ab! Wir aber wollen unsere Räder nicht so läppisch umhüllt von einer Tüte aufgeben. Also müssen wir sie doch bei Safe Bag teuer verpacken lassen … und die Vorderräder ausbauen.
Problem #7:
unser Inbus-Schlüssel ist bereits im Aufgabegepäck zum Flugzeug unterwegs. Daraufhin organisiert Mr. Supervisor einen Handwerker, der tatsächlich den passenden Schlüssel aus seiner Hosentasche kramt.
Drängend ist jetzt Problem #8:
die Abflugzeit ist schon beängstigend nahe gerückt – da kommt auch schon wieder unserer Engel mit der Auskunft, wir seien eine Stunde verspätet 🙂
Nach Ausbau der Vorderräder hieven wir die Bikes auf die Verpackungsmaschine …
… und sie werden mitsamt dem Reifen komplett in Plastikfolie eingewickelt.
48 Euro ärmer legen wir endlich unsere Räder auf den Scanner und ab geht die Post Richtung Flieger.
Wir sind fix und foxi! Was für eine Aktion! Jetzt gönnen wir uns einen Galão (Milchkaffee) …
… und dürfen zur Kenntnis nehmen, dass wir eine weitere Stunde Verspätung haben. Aus der Abflugzeit 11:20 ist bereits 13:15 Uhr geworden. Also zurück lehnen und weiter warten. Um 13 Uhr stellen wir uns in die Boardingschlange und sitzen ratzfatz um 14 Uhr im Flieger. Tatsächlicher Start ist dann um 14:25.
What a day – hoffentlich erwischen wir unseren Anschlussflug von New York nach San Diego!
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