Land #32: Grenzort Ollagüe – Wildcamp Estación Ascotán – Chiu Chiu – Calama – Santiago de Chile – Büttikon – Hallstadt – Großgründlach – Bamberg – Hallstadt – Bamberg – Gaustadt – Kenzingen – München – Santiago de Chile – Calama – Wildcamp Km #43 – San Pedro de Atacama – Socaire – Wildcamp Km #227 – Aguas Calientes – Grenzübergang Paso Sico/Las Barrancas
Betrittst du chilenischen Boden, beachte zuerst das Allerwichtigste:
“Wenn du in Chile einreist, bringe keine Risikoprodukte mit. Wir schützen Chile vor Schädlingen und Krankheiten.
Deklarier immer. Vermeide Strafen.”
Solltest du ernst nehmen. Der Willkommensgruß an die Reisenden rangiert erst an zweiter Stelle.
Heute passieren wir zwei Salzpfannen, den “Salar de Carcote” …
… und den “Salar de Ascotán”.
Müsst ihr nicht kennen. Aber sie sind wunderschön!
Uns fasziniert einmal mehr die Ruhe hier. Die endlose Weite. Farben und …
… Formen unter makellos blauem Himmel.
Nur einmal ein Güterzug auf der Bahnstrecke, die mehr oder weniger parallel zur Straße verläuft.
Am höchsten Punkt und Ziel unserer ersten chilenischen Etappe erreichen wir einen Außenposten der Polizei. Er liegt direkt neben der (verlassenen?) Eisenbahnstation Ascotán (hört sich ein bisschen an wie bei Harry Potter) und wir wissen, dass die Beamten Reiseradler in den alten Hütten übernachten lassen. Das ist sehr freundlich, denn wir befinden uns immerhin auf 4.000 m Höhe und nachts hat es momentan noch bis -14°C. Auf Nachfrage dürfen wir dieses kleine Holzhäuschen beziehen!
unser Schlafzimmer
Küche inklusive
Was wollen wir mehr, dermaßen wind- und kältegeschützt?
Als Dreingabe gibt’s einen brillianten Sternenhimmel samt deutlich sichtbarer Milchstraße! Wir schlafen tief und fest, bis mitten in der Nacht ein Zug durch unsere Hütte rollt – so fühlt es sich jedenfalls an!
Zur Abfahrt bekommen wir von den netten Polizisten noch 3 l Wasser und dürfen unseren Müll bei ihnen “abladen”.
Nach “bergauf” kommt bekanntlich meist “bergab” …
… und was für eins!
Darauf hatten wir uns schon tierisch gefreut, mit bestem Rückenwind düsen wir nur so dahin!
Kurz darauf entdecken wir diesen kleinen, namenlosen vulkanischen Kegel …
… und weil wir heute windbedingt so gut in der Zeit liegen, müssen wir natürlich hinauf!
Auf dem Kraterrand!
Belohnt werden wir mit dem Ausblick auf eine Lavazunge, durch die sich im Vordergrund die Bahnlinie schlängelt.
Auch die Räder sind noch da!
Unsere “Extrembesteigung” dieses 100 m hohen Kegelchens hat nur einen Nachteil: der Wind konnte um 180° drehen und bläst uns jetzt direkt von vorne entgegen.
Die restlichen 50 km am Rande der Atacama-Wüste hatten wir uns einfacher und schneller vorgestellt!
Erster Eindruck dieses Erdfleckens: endlos sandig, steinig, grau und öde!
Kolonialkirche von Chiu-Chiu
Eine zweite, ebenso eintönige Etappe bringt uns in die Zivilisation zurück,
in die Minenstadt Calama.
Ungefähr 15 km entfernt liegt Chuquicamata, eine der weltgrößten Kupferminen. Ihre Fläche beträgt 13 km² und der Abbau erfolgt bis in die Tiefe von 1.000 Metern. Die Staubwolke der Mine ist weithin sichtbar.
Von Calama wollen wir mit Sack & Pack einen Bus nach Santiago de Chile nehmen, um von dort nach Deutschland zu fliegen. Auf Nachfrage bei diversen Busunternehmen stellt sich schnell heraus, dass dies komplizierter werden wird, als gedacht. Entweder verweigern sie prinzipiell Radtransporte, oder wir müssten Vorderreifen usw. ausbauen. Zudem mit den Fahrern vor Ort ein “Trinkgeld” aushandeln, welches sie gnädig stimmen würde, unsere Räder lieblos in ihre Busse zu stopfen. Preislich lägen wir bei 80.000 Pesos (100 €) und bei 22-24 Stunden Fahrt inkl. Abendessen und Frühstück.
Das hatten wir uns einfacher und billiger vorgestellt. Im Airbnb eruieren wir, dass uns der Flug nur insgesamt 48 € kosten würde. Logischerweise verzichten wir auf die “Bus-To(rt)ur” und lassen unsere Räder und unser nicht benötigtes Gepäck in unserer Airbnb-Unterkunft in Calama.
Flugstory #1
Beim Check-In in Calama kommt es beinahe zum Eklat, als der Sicherheitsbeamte unseren Beutel mit dem Salz aus dem Salar de Uyuni findet. Claudia antwortet auf die Frage, was das sei, mit “Kokain”, was er ganz und gar nicht lustig findet. Die Beamtin hinter dem Bildschirm hingegen bekommt einen vollen Lachanfall. “Eigentlich dürft ihr das Salz nicht mitnehmen”, erklärt er uns, aber “packt es wieder ein”. Aha. Also packen wir es wieder ein.
Calama samt Minenstaub im Hintergrund
Atacama-Wüste
Westlich der Anden bis zum Pazifik eine einzige Wolkendecke.
Unseren Tag Zwischenaufenthalt in Santiago de Chile nutzen wir für eine kurze Stadtbesichtigung.
Catedral Metropolitana
Leichenwagen der Feuerwehr
Fassade #1
Fassade #2
Fassade #3
Laternenallee
Vom innerstädtischen Cerro Santa Lucía …
… verschaffen wir uns einen Überblick.
Flugstory #2
Wir sind wieder einmal die einzigen Passagiere, die nur mit Handgepäck reisen. Irgendwann über dem Atlantik merkt Michel, dass er noch eine 0,6 l Bierdose in seinem Rucksack hat. Interessant, wurde beim Check-In nicht entdeckt.
Flugstory #3
Er hätte das Bier an Bord trinken sollen. Beim Check-In von Paris nach Zürich wird es nämlich konfisziert. Heul!!!
Endlich kann Michel seine zwei jüngsten Enkel persönlich kennenlernen. (Paul, Sophia und Henri v.l.)
Claudia kommt ein Nabelbruch in die Quere und beeinträchtigt unsere “Urlaubsgestaltung”.
Nichts destotrotz war es ein super ereignisreicher und toller Heimaturlaub und wir bedanken uns nochmals von ganzem Herzen bei allen, die uns so liebevoll und freundschaftlich unterstützt haben!
*Im übrigen konnten wir unsere Essens-, Getränke- und Aktionswunschliste zu 99% abarbeiten 🙂
Zurück in Chile schenkt uns unser Airbnb-Gastgeber Alfredo zwei Eintrittskarten für das “Fonda” im Park O’Higgins. Natürlich lassen wir uns dieses riesige Open-Air-Grill-Tanz-Craftbier-Spektakel nicht entgehen!
Ich will auch eins!
Straßenmusikanten
Tanzvorführungen
Jede Menge Grillstände …
… und ordentlich Fleisch für diese Fressorgie!
Guten Appetit!
Flugstory #4
Unser beider Rückflug nach Calama kostet sogar noch weniger als der Hinflug: 43 €. Für 1.200 Kilometer. Irre.
Wir bleiben noch 2 Tage in Calama, u.a. weil wir wieder einmal kein Geld mehr haben! Wegen eines verlängerten Feiertagswochenendes ist unser kostenloser Geldautomat der Scotiabank nicht zugänglich. Das Gebäude hat keinen separaten Eingang für die Geldmaschine und somit ist alles unzugänglich verrammelt. Alle anderen Geldinstitute kassieren 4.000 – 6.000 Pesos Gebühr. Nicht mit uns!
Zwei Tage später sind wir wieder flüssig, aber nicht in der Menge, die wir uns vorgestellt haben. Das ist insofern ein Problem, weil wir demnächst in Argentinien ankommen und dort Ausländer mit noch höheren Bankgebühren abgezockt werden. Fast kriminell.
Naja, im Touristennest San Pedro de Ataca, so denken wir, werden wir dieses Problem schon lösen. Pustekuchen. Wir tauschen dort nur einige chilenische Pesos in Dollars um und müssen uns für Argentinien etwas anderes überlegen.
Doch nun endlich ab auf die Räder und wieder los! In zwei Etappen wollen wir San Pedro erreichen,
nach 6 Wochen Reisepause und einigen Kilos Mehrgewicht sind wir gespannt, wie es uns ergehen wird. Nun, es lief nicht ganz so geschmeidig. Lag aber stets am Gegenwind 🙂
Mausoleum am Straßenrand
“Operation Desert Storm” – glücklicherweise legt sich abends der Wind und wir können “sandfrei” kochen und essen.
Inmitten der Atacama-Wüste heißt es dann “Happy Birthday” zu Michels 3. Weltreisegeburtstag! Der Geburtstagsmorgen beginnt mit einem Wüstenblümchen, starkem Gegenwind und einem ätzenden, 15 km langen Anstieg. Die 20 Kilometer Abfahrt danach waren genial!
Downhill am Rande des “Valle de la Luna”,
dann erreichen wir das grüne San Pedro de Atacama …
… mit Vulkan Licancabur (5.920 msnm).
Eingang zur nahen Teufelsschlucht
Hier gibt es interessante Steinformationen …
… und das kleine Tal ist auch fast gänzlich befahrbar,
wir mussten die Räder nur zweimal über eine Art Gesteinsstufe bugsieren.
Die “Garganta del Diablo” – der Teufelsschlund gibt dem Ganzen seinen Namen.
No, no, unsere Route ist hier keinesfalls zu Ende!
Ab San Pedro de Atacama planen wir 4 Tagesetappen durch’s “Outback” zur argentinischen Grenze.
ALMA, das ist Chiles Sternwarte in der trockensten Wüste der Welt mit dem weltweit größten Teleskop. Hier kann man sogar UFO´s entdecken !
Unser letztes Almuerzo vor dem Nichts.
Hitze pur!
Nachdem wir am 18. Januar diesen Jahres den Äquator überschritten haben, erreichen wir am 26.September den südlichen Wendekreis!
Zum Abschluss des ersten Tages wird es so richtig anstrengend: bei heftigen Gegenwind sind noch 17 km und 700 Hm nach Socaire zu bewältigen und wir kommen nur äußerst schleppend voran. Dann das: ein Bagger überholt uns und Claudia denkt noch “ach hätte ich bloß meinen Daumen rausgehalten”, als er 100 m vor uns stoppt und gleich seine Schaufel herunter lässt! Wie genial ist das denn – der “baggert” uns einfach an! Claudias Rad ist schnell auf die Schaufel geladen und Michel hängt sich die letzten Kilometer einfach hinten an – muchas, muchas gracias Adrian, tu eres un gran tesoro!
Tags darauf befinden wir uns schon wieder auf 3.900 msnm, doch diesmal gelingt uns die Höhenanpassung relativ problemlos.
Zu irgend etwas muss der Schnee am Straßenrand doch gut sein!
“Blick aus unserem Schlafzimmer”
allein auf weiter Flur
Sind wir in verlassenen Gebieten unterwegs, haben wir 12 l Wasser dabei, das reicht uns für 1,5 Tage. Als es zur Neige geht, winken wir mit unserer Wasserflasche dem ersten Touristentransporter und schon bremst das Auto ab, wir bekommen Wasser und ein nettes, kurzes Gespräch. Was für wundervoll hilfsbereite Menschen!
Vicuñas #1
Kurze Erholungspause …
… und weiter bergauf!
Nichts als Berge …
.. und Salare.
Aguas Calientes #1
Aguas Calientes #2
Unser heutiges “3 m² Schlaf-Hüttchen” von oben.
Probeliegen … passt Michel auch wirklich rein? Na, ja, die Türe geht grade noch so zu.
Sonnenschein weckt uns am Morgen.
Kurz nach 8:00 Uhr kommen die Wächter, die dieses Häuschen tagsüber nutzen, um die Zone um Aguas Calientes vor den Touristen zu schützen. Gestern versorgten sie uns mit Wasser und boten uns diese Schlafgelegenheit. Sie erzählen uns, ihr Dienst wurde notwendig, weil die Besucher hier vor einigen Jahren mit “Kitesurfing” begannen …
Wir lieben diese Grasbüschel!
Laguna Tuyacto
Flamingos #1
Flamingos #2
Geschafft! Auf dem höchsten Punkt dieser Andenquerung,
dem Abra El Lago (4.578 msnm).
Vicuñas #2 mit namenloser Salzpfanne
Downhill!
Wieder eine neue Landschaft, diesmal graue Sandkegel.
Hauptsache Leitplanke repariert.
Genau ab der geografischen Grenzlinie – ansonsten ist da nix – beginnt eine schreckliche, argentinische Waschbrettpiste!
Ein zweites Schild besagt, dass die Grenzstation 11 km weiter in Las Barrancas liegt. Kräftiger Rückenwind bläst uns hinein nach Argentinien und wir hoppeln auf unseren Bikes auf dieser unbequemen Piste bergab, wohl wissend, dass noch weitere 130 km Gravelroad auf uns warten.
Doch mehr davon im nächsten Blog!
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Servus ihr Zwei,
wieder einmal ein dickes Lob aus Bamberg für Wort und Bild(er) !! Ich freue mich jedesmal auf Euren neuen Blog und bin immer wieder begeistert.
Anscheinend habt Ihr Euren Heimataufenthalt gut verkraftet und die angefressenen/angetrunkenen Kilos sind schon wieder runtergestampelt.
Bis demnächst
Gruß Manni
Ja, Manni
freut mich, dass unser Blog dir (als meinem größten Kritiker) gefällt. Natürlich strengen wir uns weiter an und geben unser Bestes. Kilos sind tatsächlich schon wieder herunten, genau so schnell, wie sie drauf waren.
Bis zum nächsten Mal
Michel
Hallo Claudia
Hallo Michael
Die Info E-Mail zum Beitrag von Chile ist aus unerklärlichen Gründen im Spam Ordner gelandet, und ich habe ihn erst gestern entdeckt.
Es ist jedesmal ein Vergnügen den Reisebericht zu lesen. Natürlich kommt dabei auch etwas Nostalgie auf.
Ich hoffe die Unruhen in Chile verursachen euch keine Probleme?
Ich habe eine Frage an Michael. Gab es Probleme mit dem Aufladen von Mobiltelefon / Powerpack mit dem Forumslader? Mein System mit Supernova ist schon zum 2ten Male ausgestiegen und ich denke über einen Wechsel nach.
Besten Dank für die Info und weiterhin gute Fahrt.
Erwin