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Estland

Unsere Route in Estland: Kabli – Pärnu – Matsi – Orissaare – Karujärv – Nurste – Haapsalu – Nova – Vääna Joesuu – Tallinn

Bei Überschreiten der Grenze zu unserem 8. Land der “Lautcamper” und Heuballen …

scheint die Sonne und die Straßen werden wieder merklich besser. Dafür werden wir wohl in den nächsten Tagen sprachlich ziemlich gefordert:

 

Am nächsten Morgen meiden wir die sandigen Staubpisten in Meeresnähe und düsen mit ca. 25 km/h auf der Schnellstraße Richtung Pärnu. Ich denke mir zunächst nichts, als ein alter, herunter gekommener, finnischer Wohnwagen auf dem Bankett hält,  um zwei ebenfalls stehenden Wagen zu helfen. Ich fahre in Michels Windschatten, wechsele aber wie gewöhnlich schon früher die Spur, um den Wohnwagen sicher passieren zu können. Dann wundere ich mich etwas, dass Michel die Spur nicht ebenfalls wechselt … wieso wechselt der nicht die Spur … hat er denn das Hindernis nicht gesehen … oh Gott, Michel hat den Wohnwagen noch gar nicht wahrgenommen … “MICHEL !!!!!”

… er sieht zwar noch auf, knallt dann aber ungebremst hinten auf den Wohnwagen – eine schreckliche Szene,  die ich so schnell sicherlich nicht vergessen werde!

Glücklicherweise fällt er nicht auf die Fahrbahn! Vor meinen Augen läuft dennoch ein schrecklicher Film ab: schwerverletzt wird er liegen bleiben – es hat ja beim Aufprall fürchterlich geknallt und er ist mit dem Kopf zuerst aufgekommen!

Er bleibt halb im Lenker eingeklemmt stehen, hält sich sofort seine Nase, ist aber Gott sei Dank ansprechbar! Der finnische Fahrer kommt angerannt und räumt die Taschen und sonstiges Gut, was auf die Straße geflogen ist  zur Seite. Er ist sehr schnell dabei, seine Unschuld zu beteuern: na klar, da liegt ein Handy auf der Straße,  also hat Michel wohl auf sein Handy geschaut. Ich kümmere mich derweilen erst einmal um Michel, der nur einige kleine Kratzer hat, wohl einen Pferdekuss am Oberschenkel, die Schulter schmerzt. Der Finne bringt noch Wasser und Verbandszeug, macht sich dann aber recht schnell vom Acker. Wir fahren zur nächsten Tankstelle und kühlen Michels Prellungen mit einer Dose Bier, da kein Eis zur Verfügung steht.

Bestandsaufnahme:

Brille verbogen, Bügel leicht abgebrochen, Fotoobjektiv arretiert nicht mehr komplett, Trillerpfeife kaputt, Lenkertascheninnenschale gebrochen, vorderer Gepäckträger abgebrochen, Vordergabel verbogen, Lenkkopflager gelockert …

Michel noch ganz 🙂

Wir fahren nur noch bis Pärnu auf den Zeltplatz. Dort kaufen wir Markus (Radler aus der Nähe von München) seinen baugleichen Frontgepäckträger für 65.-€ ab.

Netterweise treffen dann abends noch unsere 2 Holländer Josje und Willem ein.

Einen Tag nach dem Unfall schaut die Welt schon wieder ganz rosig aus: Michels Verletzungen sind nicht schlimmer geworden und nach dem Diagnose – Telefonat mit Zimmi von

ist auch klar, dass Michel sein Rad zunächst selbst reparieren kann und wir unsere Reise fortsetzen können, irgendwann eben die verbogene Vordergabel austauschen sollten.

Sightseeing in Pärnu:

St.Elizabeth Kirche

Tallinn Tor

Zu guter letzt erstehen wir im Postamt eine Angellizenz für 7 Tage für 4,20 €.

Ich profitiere von Michels Angelkenntnissen, als wir gleich abends am Fluß …

loslegen und fange auch gleich einen kleinen Karpfen (kein Anfängerglück). Das ist zwar eine Brachse, aber wir haben kein Foto von dem Karpfen gemacht 🙂

Mit der Fähre setzen wir auf die Insel Muhu über, fahren über einen Damm auf das Eiland Saaremaa und besichtigen dort:

Burgruine und Gewölbe bei Orissaare

Meteoritenkrater bei Kaali

Nach einer längeren Regenfahrt…

mieten wir eine Holzhütte am Bärensee (Karujärv).

Am nächsten Tag setzen wir auf die Insel Hiiumaa über, wo wir abends hundemüde unser Zelt auf einem fast leeren Zeltplatz aufstellen … bis die besorgte Besitzerin erscheint und uns wieder fort schickt, weil sie den gesamten Platz für 700.-€ über das Wochenende an eine Gruppe vermietet hat, die natürlich unter sich bleiben will.  Murphys Law! Alternativen gibt`s erst mal keine, wir packen hundemüde und todhungrig alles wieder ein und strampeln weiter …

Glücklicherweise kommen wir nach wenigen Kilometern an einem Motocross-Lager vorbei, viele Fahrer campen wild neben dem Renngelände – da gesellen wir uns doch einfach dazu und können am nächsten Tag auch noch das Rennen beobachten. Ende gut – alles gut!

Mit der vorerst letzten Fähre…

gelangen wir wieder auf`s Festland nach Haapsalu, wo wir endemischen Tieren begegnen:

Auf unserem Weg nach Tallinn verbringen wir 3 Tage in der einsamen und schönen Natur: zunächst bei Nova angelnd an einem See…

und bei Vääna an der Ostsee – hier nochmals vielen lieben Dank an die netten Nürnberger, die uns eine Flasche Wasser spendiert haben 😉

In Tallinn erhaschen wir das letzte Zimmer für eine Nacht im City Garden Campingplatz …

Witzig: die ganzen Böden sind mit Kunstrasen ausgelegt.

… und verbringen die zweite Nacht wieder in unserem schuckeligen Zelt im Hinterhofgarten desselben.

Tallinn ist unserer Meinung nach die schönste Hauptstadt der baltischen Staaten:

Rathaus

Auf dem Weg nach oben…

Blick vom Rathausturm auf den Markt

Wir waren fast die einzigen Touristen in Tallinn 🙂

Cafe in der Stadtmauer im Danish Kings Garden.

Alexander-Newski-Kathedrale

Die Windfahne “der alte Thomas”

Nikolaikirche

Letzter Blick auf Tallinn

Auf der  Überfahrt nach Helsinki decken wir uns vorsorglich noch zollfrei mit genügend Flüssignahrung ein.

 

 

3 Gedanken zu „Estland

  1. Hallo ihr beiden!

    Und wieder so tolle Erfahrungsberichte auf eurer Reise. Es macht solchen Spaß eure Radtour hier zu verfolgen. Ich bekomme richtig Fernweh. Zum Glück ist Michel nichts passiert. Passt auf euch auf!
    Ganz liebe Grüße aus Kleinsendelbach von Jasmin

    1. Hallo Jasmin,
      freut uns sehr, wenn du unsere Reise so gespannt verfolgst.
      Jetzt erinnere ich mich gerade an den 1.Hilfekurs in der Klasse, bei Michels Unfall hatte ich sofort den Notruf (zumindest auf Deutsch)gedanklich abgespult … aber ist ja alles sehr glimpflich abgelaufen. Auf dieses “Abenteuer” hätte ich jedoch gerne verzichtet. Sei gespannt auf den Finnlandbericht, wünsche dir und deiner Familie wunderbare Sommerferien, glG Claudia

      1. Hi Michel Christian Seidel ist erleichtert dass dein Unfall glimpflich abgelaufen ist. Ich bin hier auf Elba. Zum biken ist es tagsüber zu heiss. Wir sind bis jetzt einmal abends eine schöne MTB Route gefahren die es hier in großer Zahl gibt. Machts gut!

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