Route: Grenzübergang Tijuana – Rosarito – Ensenada – wild in der Nähe von Ojos Negros – Lázaro Cardenas – wild vor San Felipe…. Fortsetzung folgt
Ihr werdet es nicht glauben, aber wir sind nach der Odysee doch tatsächlich am Einreiseschalter in Mexiko gelandet. Dort bekommen wir den Weg zur Bank gezeigt, wo wir erst einmal 54 Dollar für unsere 180 Tage Mexiko bezahlen dürfen.
Anschließend bekommen wir den Einreisestempel in unseren Pass gedrückt. Mexiko, wir kommen. Die ganze Aktion hat uns ca. 2 Stunden gekostet und wir geraten in die rush hour von Tijuana.
Durch völlig chaotischen Verkehr (Italien ist Dreck dagegen) kämpfen wir uns zur Stadtgrenze und kaufen in unserem ersten mexikanischen Oxxo-Laden mit US- Dollars ein, weil wir noch keine Pesos besitzen. Zunächst geht es auf einer Straße ohne Seitenstreifen steil bergauf. Gott sei Dank sind die mexikanischen Autofahrer nicht so schlimm, wie uns erzählt wurde. Oben angekommen sehen wir unser Ziel Rosarito schon im Tal liegen.
Unser Navi führt uns nun abseits der Hauptstraße auf einen ziemlich ruppigen Trail, auf dem wir dann plötzlich durch ein zwielichtiges Viertel geleitet werden. Wir müssen an die Warnungen denken, die uns die Amerikaner in San Diego erzählt haben, wie gefährlich Mexiko doch ist. Uff – schnell weg hier! Bei Ankunft in Rosarito ist es schon fast dunkel und wir können die Hausnummer von unserem Warmshower-Host nicht nachschauen, weil wir offline sind. Wir fragen in der besagten Straße zwei Mexikaner, was sich als ziemlich schwierig erweist, weil sie kein Englisch und wir kein Spanisch können. Auf meinem Handy sieht einer aber dann die Telefonnummer von Ix Chel und ruft sie einfach mit seinem Handy an. Erste Überraschung, die Mexikaner sind saufreundlich. Ix Chel kommt vor ihre Türe und winkt und welch’ Glück, sie wohnt nur 2 Häuser weiter. Sie lebt in einem Hof, in dem ihr Wohnwagen steht und wir bekommen erst einmal ein kaltes Bier in die Hand gedrückt. Sie ist in traditioneller mexikanischer Medizin ausgebildet, bietet Gesundheitskurse an und engagiert sich im Umweltschutz.
Zweite Überraschung, schon wieder saufreundlich. Nachdem wir unser Zelt neben zwei französischen Radlerinnen im Hof aufgestellt haben, gehen wir zum nahe gelegenen Tacostand essen. Dort bekommen wir alle Speisen erklärt und entscheiden uns für Tacos mit Hühnchen und Rind. Mmmh- lecker!
Auf dem Heimweg – es ist bereits 20 Uhr – hören wir aus einer Nebenstraße Musik und sind neugierig, was hier los ist. Wir landen vor einem Gartentor, die Musik plärrt uns in einer irrsinnigen Lautstärke entgegen. Der Besitzer sieht uns und ruft uns unfreundlich etwas zu. Wir antworten auf deutsch und dann auf spanisch … und nachdem Joel erkennt, dass wir keine “Gringos” sind, werden wir sofort eingeladen. Sein Sohn feiert 10. Geburtstag und die ganze Familie ist versammelt.
Wir bekommen Bier und Geburtstagskuchen und sollen noch länger bleiben, was wir aber dankend ablehnen, weil wir noch mit Ix Chel verabredet sind. 3. Überraschung, schon wieder saufreundlich. Zurück in unserer Bleibe kutschiert uns Ix Chel mit den Französinnen in ihrem klapprigen Toyota durch Rosarito und zeigt uns die Innenstadt. Dann geht’s in eine neu eröffnete Bar und wir plaudern über Gott und die Welt, erhalten viele wertvolle Tipps. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von dem freundlichsten Host, den wir bis jetzt bei Warmshower kennengelernt haben. Sie steht sogar ziemlich früh mit uns auf, damit wir unser Abschiedsfoto schießen können. Muchas gracias Ix Chel, tú eres nuestro ángel!
Auf dem Weg nach Ensenada kaufen wir in einem Oxxo-Laden eine Telcel Sim-Karte und laden diese mit 100 Pesos (ca. 5 Dollar) auf. Sie gilt 21 Tage, hat ein Datenvolumen von 300 MB und auf WhatsApp sogar 1 GByte. Vor dem Laden trinken wir einen Kaffee und werden von einem Mexikaner gefragt, wo wir herkommen. Wir sind aus Deutschland, antworten wir und er verschwindet im Laden. Nach 2 Minuten kommt er wieder und schenkt uns einen Marzipanriegel. 4. Überraschung. Von einem Rollerfahrer, der uns überholt, werden wir mit einem “Bienvenido en Mexico” begrüßt.
Von Ix Chel haben wir noch den Tipp bekommen, nicht auf dem Highway 1, sondern auf der für Autos kostenpflichtigen Autobahn zu fahren. Das ist zwar offiziell verboten, aber sicherer, weil weniger Verkehr und ein breiter Seitenstreifen vorhanden ist.
Das machen wir auch und legen so ca. 75 km auf der Autobahn zurück, ohne dass auch nur ein einziges Auto hupt. Unvorstellbar in Deutschland. Nach 2 km wären wir von der Polizei gestoppt worden. Immer wieder genießen wir die tollen Ausblicke auf den Pazifik.
Kurz vor Ensenada beginnt es leicht zu regnen und wir sehen am Straßenrand einen Jeep mit einer Reifenpanne stehen. Wir halten an und fragen, ob wir helfen können. Der Wagenheber ist weggerutscht, verbogen und unter dem Auto eingeklemmt. Michel gräbt ihn frei und biegt ihn gerade, dann kann der Reifen gewechselt werden. Zum Dank bekommen wir eine Flasche Wein angeboten.
In Ensenada angekommen, fahren wir zu unserer Sprachschule und lernen Guillermina, die Besitzerin kennen. Sie offeriert uns, dass wir am nächsten Tag einen Spanischtest machen müssen …
… damit wir im richtigen Level eingestuft werden. Wir hätten zwar vorher schon sagen können, dass wir keine Ahnung haben, aber hier bekommen wir es richtig aufgezeigt. Wir sind blutige Anfänger.
Danach werden wir von Diana, unserer Gastmama abgeholt und bei ihr zuhause einquartiert. Kostet am Tag 25 Dollar, enthält aber 3 Mahlzeiten. Frühstück (desayuno), Mittagessen (comida) und Abendessen (cena). Wir müssen spanisch sprechen, denn Diana kann kein Englisch. No español, no comida – kein Spanisch, kein Essen! Hier eine Auswahl ihrer sehr leckeren mexikanischen Küche:
Wir werden gut gefüttert: muy bien – nuestros gustos!
Unsere amerikanische Mitschülerin Aria schenkt uns zur Begrüßung diesen Sticker, weil wir diese gefährliche Etappe überlebt haben. (=eigentlich ein Radrennen)
Dass Weihnachten naht, können wir in Dianas Haus gar nicht übersehen:
Um es vorweg zu nehmen, nach einer Woche Spanischkurs …
… entscheiden wir uns für eine weitere Woche. In der Zwischenzeit lernen wir Ensenada kennen. Wir besuchen den Park, in dem die Mexikaner singen, tanzen und …
… entspannen.
Das tun sie auch ganz lässig an der Strandpromenade.
Weihnachten verbringen wir mit Schreiben von Weihnachtswünschen, dem Einnehmen von unseren drei Mahlzeiten und Vokabeln lernen.
Kurz vor dem 24.12. lässt sich Claudia einen neuen Kurzhaarschnitt für 70 Pesos (ca. 3 Euro) verpassen. Preise, von denen die deutschen Mädels nur träumen können.
Am Abend erklimmen wir den Hügel, an dem wir wohnen und schießen Fotos von Ensenada am Abend.
Bevor wir Ensenada verlassen, besuchen wir noch einen Waschsalon und wenden unsere frisch erworbenen Sprachkenntnisse an.
Zum Abschied gibt`s auch noch ein Fotoshooting in der Sprachschule:
Muchas gracias Gabi por su paciencia y por enseñarnos Español! Nos gusto mucho!
Dann verlassen wir auch unsere Gastfamilie, natürlich nicht ohne Erinnerungsfoto! Muchas gracias Diana!
v.l.n.r. Aria, Diana, Roberto
Nach dieser 2 wöchigen Pause fällt uns das Radeln ehrlich gesagt nicht gerade leicht, zumal es mindestens 28°C hat und ganze 1000 Höhenmeter auf 53 km zu bewältigen sind. Wir haben uns entschieden, die Baja California zu durchqueren und zur “Sea of Cortez” nach San Felipe zu fahren. Es geht also durch die Halbwüste.
Wir müssen uns immer noch an die Müllentsorgung hier in Mexico gewöhnen, lasst euch gesagt sein, es geht noch viel schlimmer!
Michels Knie schmerzt ziemlich stark und so beschließen wir, vor dem nächsten Anstieg auf 600m Höhe im Niemandsland zu übernachten. Wahnsinn, bis auf ein paar sehr laute amerikanische Trucks ist es absolut still, totenstill kann man sagen. Echt ungewohnt nach dem lauten Ensenada.
Die nächste Etappe führt uns nach Lázaro Cardenas …
… wo wir in einem kleinen Hotelchen absteigen, schließlich ist ja heute Silvester. Wir sprechen weiterhin fleißig spanisch und erhalten sogar einheimisches Lob dafür.
Sonnenuntergang am letzten Tag des alten Jahres
Silvestermenü und …
… Feuerwerk!
Weil Michel immer noch Knieschmerzen hat und die Läden an Neujahr sowieso geschlossen haben, hängen wir noch eine weitere Nacht an und erkunden den Ort. Geteerte Straßen gibt`s hier nicht, wir haben Glück und finden den einzigen Laden, der geöffnet hat.
Dann steht eine 82km lange Etappe durch`s Niemandsland an, bis wir uns 40 km vor San Felipe in die Pampa schlagen. Zunächst haben wir wieder Höhenmeter zu bewältigen, stärksten Gegenwind und weiterhin Knieschmerzen, es geht ja schon gut los. Doch im Laufe des Tages erfreuen wir uns an der ersten Cafeteria am Straßenrand …
… und der tollen Landschaft.
Nein, diese Abkürzung nehmen wir nicht, wir bleiben auf der geteerten Straße!
mexikanisches Stilleben
Leider sieht man ständig Kreuze neben der Straße, kein Wunder, die Autos quellen manchmal über vor Insassen, keiner schnallt sich an.
Hier und da stehen kleine Kapellen, Beistand wird durch kleine Gaben (oftmals auch Bier!) erbeten.
An der Crucero Valle de la Trinidad, an der der Highway 3 auf den Highway 5 trifft, erreichen wir einen Militär-Checkpoint. Hier werden alle Fahrzeuge (bis auf Fahrräder) auf Drogen kontrolliert. Die Soldaten betreiben dort eine Imbissbude, an der kalte Getränke und kleine Knabbereien verkauft werden. Wir gönnen uns einen eisgekühlten Eistee und einen lauwarmen Apfelsaft, bevor wir uns auf die letzten Kilometer zu unserer heutigen Bleibe machen …
… wo wir bei Vollmond einen wundervollen Sternenhimmel genießen dürfen.
Schattenspiel im Mondlicht
Fortsetzung folgt ….
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Ihr habt wohl tolle Fernsicht, wenn Ihr bis auf den Atlantik sehen könnt 🙂
… upsi, hallo Bruderherz, da hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen … und keiner hat’s bemerkt wir befinden uns tatsächlich links vom amerikanischen Kontinent (mein Erdkundelehrer geht gerade die Wände hoch …) :-). Sitzen gerade im Cafe und lassen’s uns schmecken, liebe sonnig warme Grüße nach Deutschland, ClauMich
Hallo Claudia
Hallo Michael
Ich kann mit meinem Iran Stempel zur Zeit überhaupt nicht in die USA einreisen.
Brauche einen neuen Pass oder ein spezielles Visa!?
Geht es bei euch weiter nach Cabo San Lucas? und dann?
Weiterhin viel Spass und Grüsse. Erwin.